Schneeerfahrung - Die zweite Lesung
So, mal richtiger Wintereinbruch. Wir hatten hier im nordhessischen Mittelgebierge den ganzen Tag ergiebige Schneefälle. Nachdem meine Tests letztes Jahr - siehe ersten Beitrag des Threads - etwas synthetisch waren, hatte ich heute Gelegenheit mal fast alle Varianten winterlichen Straßen unter Echtbedingungen zu probieren. Feuchter festfahrener Matsch in den Tälern, wechselnde Schneedecke die "Berge" rauf unter runter, tiefer Schnee in den Höhenlagen.
Wobei ich heute alles im Schlechtwetter-Programm gemacht habe, öffentlicher Straßenverkehr und kein Bedarf mich aus einem Graben rausziehen lassen zu müssen.
Vorab zusammengefasst hat sich eigentlich der Eindruck aus dem letzten Jahr bestätigt, der Wagen ist auch unter solchen Bedingungen problemlos und sicher zu fahren. Auch gutes Fahrgefühl, wenn man nicht von Allradlern verwöhnt ist. Ein paar Dinge waren aber auffällig/bemerkenswert.
Schlechtwetter-Modus doch nicht so zahm?
Auffällig gleich an den ersten ernsthaften Steigungen mit Schneedecke war, dass der Wagen beim erreichen der Traktionsgrenze - war so um die 70 - auch mit Schlechtwetter-Programm recht deutlich mit dem Heck zu wedeln begann. Das ESP hat zwar relativ schnell eingegriffen, aber nicht so super-effektiv. Bin mir nicht sicher, dass das auch ohne manuelle Korrekturen und Gaslupfen zwingend gut gehen würde. Nicht kritisch, aber etwas im Widerspruch zu den Eindrücken letztes Jahr.
Auch bei Bremsen im ABS-Bereich war die Spurtreue nicht so schön, wie man es vielleicht erwartet. Je nach Untergrund rührt der Wagen sich manchmal schon, giert etwas um die Hochachse. Mit Motorschleppmoment mehr als ausgekuppelt. Ich vermute mal, dass da sowohl bergauf als auch beim bremsen das Sperrdifferential da der Elektronik etwas in die Suppe spuckt.
Auch in rutschigen kurvigen Bergabpassagen war es eine gute Idee, bei Bedarf auszukuppeln, das Motorschleppmoment ist da nicht hilfreich.
Der Wagen zuckt auch deutlich (!) mit dem Heck, wenn man mit etwas Querbeschleunigung festgefahrenen Schnee/Eis kreuzt/schneidet, aber gut, kaum vermeidbar.
Pirouetten gehen doch!
So ein Highlight war übrigens, dass auch im Schlechtwetter-Modus Pirouetten/Donuts provozieren kann. Auf einer Parkplatzfreifläche mit tiefen Schnee eine Drehung etwas mit Gas unterstützen wollen und der Wagen dreht sich fast auf der Stelle, trotz blinkendem Lämpchen etc. Wider ein kleiner Widerspruch zu meinem Eindrücken im letzten Jahr, wo - unter anderen Bedingungen - sowas im Schlechtwetter-Modus fast unmöglich schien. Aber da ist wohl der Punkt erreicht, dass das Drehträgheitsmoment vom knappen Grip einfach nicht schnell eingefangen werden kann, wenn die Hinterachse den Grip erst mal verloren hat. War auch gut reproduzierbar.
Festgefahren! Was nu?
Ich habe es dann natürlich hinbekommen, habe mich festgefahren.
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Musste ein kleine Rampe hoch, Stand mit der Hinterachse in einer Kuhle mit tiefem Schnee. In keiner der Fahrmodi hat der Wagen sich noch gerührt, nur ein wenig mit dem Heck gezappelt. Auch "Schaukeln" hat nichts gebracht. Die Traktionskontrolle hat fast den Motor abgewürgt.
Ich war schon am überlegen die Fußmatten zum unterlegen zu opfern, aber erinnerte mich dann an eine meiner Weisheiten, dass manchmal "wühlen" hilft. War vielversprechend unter der Kenntnis, dass an der Stelle unter dem Schnee wahrscheinlich Kiesuntergrund ist.
Die Antriebschlupfregelung deakiviert, ging es dann mit "viel Qualm" tatsächlich, hat der Wagen sich langsam aber sicher rausgewühlt und kam auch die Steigung hoch. War etwas kitzlig, weil ich am Ende der Steigung links auf eine Straße abbiegen musste, ging aber. Also doch keine neuen Fußmatten.
Soweit die Eindrücke.
Grüße
Martin
P.S: Das mit dem ASR hatten wir schon in diesem Thread, hatte sogar selber was zu geschrieben. Muss man nur noch daran denken, wenn man es selber mal braucht.
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