Schneeerfahrung / Fahr-Modi
Verfasst: 9. Nov 2016, 17:59
Hi,
meiner Tradition folgend bin ich heute in der ersten Wintersaison mit dem neuen Wagen beim ersten Schnee auf unseren Haus"berg" gefahren, um etwas zu experimentieren, Gefühl für den Wagen unter Winterbedingungen zu bekommmen.
Zum einen ca. 600 Höhenmeter bei der Anfahrt, Steigungen bis 14%, paar Serpentinen. Zum anderen oben auf dem Plateau ein recht großer Parkplatz, der bei dem Wetter "schneesicher" und unter der Woche weitgehend leer ist.
Ein Eindruck davon anliegendes Bild.
Schneeerfahrung / Fahr-Modi
Insbesondere hat mich der konkrete Einfluss der Fahrprogramme auf das Fahrzeugverhalten interessiert.
Vorab: War Mords-Gaudi, und viel problemloser als gedacht.
Reifen dabei Michelin Pilot Alpin PA4 mit 8mm Restprofil.
Die Anfahrt dahin war absolut stressfrei, allerdings auch, weil die Strecke gut abstreut war. An manchen Ecken noch etwas "Pampe" aber sonst eher nasskalt. Was soll ich groß erzählen: Da fährt man einfach zügig rauf, kann auch kräftig aus den Ecken beschleunigen. Da wo noch Sachen wie Bitumen dazu kommen ist das Heck etwas lose, drängt dann, aber nicht giftiges dabei. Sage mal wenn man auch nur etwas Gefühl im Gas hat, das nicht binär bedient kann man da kaum überrascht werden. An ein paar Steilstücken auch mal die gut 300PS in den kleinen Gängen genutzt. Hinten etwas unruhig, aber wieder nichts annormales bei feuchtem Wetter.
Oben auf dem Parkplatz habe ich dann mit den verschiedenen Modi experimentiert, Übersteuern provoziert, versucht ein Ausbrechen zu erzeugen. Dabei ist das dort ein Szenario wo mehrere Parkreihen zur Bäume und etwas Rasen getrennt sind, am Ende gibt es teilweise enge Kurven, teilweise kann man auch weite Bogen fahren. Das Gewindigkeitsniveau lag so zwischen 30 und 60 km/h. Typischerweise 2. Gang.
Die Eindrücke aus den Fahrprogrammen:
Schlechtwetter-Modus
Im Schlechtwetter-Modus tut die Elektronik alles mögliche um dem Wagen spurstabile Eigenschaften zu verpassen, dass er wenn irgendwie möglich einfach der Lenkung hinterherfährt. Übersteuern kann man nur provozieren, indem man den Wagen mit "Anstellen" in die Kurve "hineinwirft". Leistungsübersteuern ist (fast) unmöglich. Eingriffe in Bremse und Leistungsreduzierung sind stark spürbar. Aber der Wagen ist damit fast narrensicher.
Problem dabei aber: Wenn man schlicht zu schnell für den Grip in der Kurve ist, wird der Radius unbarmherzig größer (bis er unter Umständen nicht mehr reicht), man hat keine Möglichkeit dem Wagen "um die Kurve zu helfen".
Normal-Modus
Im Normalmodus finden auch noch spürbare Eingriffe des ESP statt, aber man hat jederzeit - ob absichtlich oder unabsichtlich - die Möglichkeit mit dem Gas Leistungsübersteuern auszulösen. Aber auch das ist hier nichts ruckartiges - wie das ekelige Verhalten bei kalt/nassen Pirelle P-Zero - sondern ein kontrollierbarer Übergang ins Übersteuern was leicht zu kontern ist, wo auch das ESP mithilft, das es nicht zuviel wird. Einfach etwas Gas weg und Gegenlenken und alles ist wieder Paletti. Auch kein "gegenpendeln" was ich bei meinen P-Zero-Erfahrungen oft hatte, wo dann Hektik aufkam. Das hier hatte was spielerisches, das Dirigieren mit Gas und Lenkung, völlig entspannt. (Wobei der großzügige Platz auf dem fast leeren Platz natürlich beiträgt. In engen Straßen ist die Wahrnehmung da schon wieder eine andere.) Insbesondere konnte man auch Kurve schön "eng machen", glättebedingtes Untersteuern mit einem Gasstoß kompensieren, den Wagen kontrolliert fast auf der Stelle drehen, ganz eng um die Kurve ziehen.
Track-Modus
Im Trackmodus wurde es etwas hektisch. Das ESP hat beim Leistungsübersteuern nicht mehr spürbar dagegen gearbeitet, und ich hatte auch den Eindruck, dass Untersteuer-Situationen ausgeprägter waren. Was mich überrascht - oder eher erfreugt hat - dass die Sache nicht so kriminell wurde, wie ich befürchtet hat. Der Wagen blieb - mit Verstand und angemessenem Gasfuß bewegt - immer noch gut kontrollierbar. Wenn er übersteuert hat, lag es an mir, nicht an irgendeiner Tücke des Fahrzeugs.
Und das übersteuern war viel ausgeprägter, aber mit den fahrerischen Standardmittel - Gas zurück und gegenlenken - durchaus beherschbar, eskalierten nicht weiter.
Ich hatte mit Drehern gerechnet, die in Kauf genommen, aber es kam nicht soweit. Die Sachen waren teilweise hektisch, Wagen stark quer, aber mit den Mitteln eine etwas engagierteren Fahres - weit entfernt von Profi - zu bewältigen.
Sport+ Modus hatte ich nicht probiert, wäre von den Trocken-Erfahrungen wohl wie Normalmodus mit "loseren Zügeln" gewesen.
Das ESP ist übrigens "großzügiger" als man sonst oft erlebt. Es erlaubt auch im Schlechtwettermodus einen gewissen Schlupf/Drehzahldifferenz, so dass der Wagen etwas "wühlen" kann. Bei anderen ESP habe ich schon Eingriffe erlebt, die den Wagen unnötig wegen etwas Schlupf zu stehen gebracht haben (man konnte noch nicht mal mehr anfahren), dabei fast den Motor abgewürgt haben.
So kurios es klingen mag: Im Ergebnis ist der Mustang mit den Winterreifen auf Schnee vertrauenserweckender, als mit den P-Zero im kalten Regen.
Abschließend habe ich bei der Zufahrt eines nahegelegenen Wald-Rasthaus, wo nicht gestreut wird und es bös steil ist - schätze 16% ? - mein Glück probiert, auch weil ich da mal mit nem Fronttriebler hängen geblieben bin. Auch hier kein Problem, der Mustang fährt da einfach rauf. Bedingungen waren sicher nicht identisch, aber jedenfalls kein frühes Limit zu erkennen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Wagen ist auch auf Schnee/Schneematsch mit guten Reifen recht unproblematisch. Da hatte ich schon viel schwierigeres gehabt.
Anekdote am Rande: Tauchte die Polizei in so einem kleinen Mannschaftsbus auf dem Parkplatz auf. War am überlegen ob ich mich vermachen sollte, weil es da schon mal Ärger gab, Rowdys hatten da oben, nachdem der Parkplatz wohl nicht mehr reichte, gleich noch offroad angrenzende Langlauf-Loipen kaputtgefahren. Ging "groß" durch die Presse.
Entschied mich aber es mal mit kommunizieren zu probieren , hingefahren und freundlich gefragt, ob was dagegen spricht, hier etwas zu üben. Die Antwort von dem älteren der beiden Ordnungshüter: "Nö, gar nicht. Sind selber zum Üben hier oben, der Bus fährt sich bei so 'nem Wetter etwas ekelig." Noch etwas über ESP etc gefachsimpelt und jeder hat sich seinen Bereich auf dem Platz gesucht.
Falls mir noch was einfällt, was mir aufgefallen war, trage ich es noch nach. (Ach ja, Spritverbrauch scheint mit den Winterreifen niedriger zu sein. )
Vielleicht hat ja jemand andere auch Eindrücke zum Winterfahren im Mustang gesammelt, die er hier beitragen möchte.
Gruß
Martin
meiner Tradition folgend bin ich heute in der ersten Wintersaison mit dem neuen Wagen beim ersten Schnee auf unseren Haus"berg" gefahren, um etwas zu experimentieren, Gefühl für den Wagen unter Winterbedingungen zu bekommmen.
Zum einen ca. 600 Höhenmeter bei der Anfahrt, Steigungen bis 14%, paar Serpentinen. Zum anderen oben auf dem Plateau ein recht großer Parkplatz, der bei dem Wetter "schneesicher" und unter der Woche weitgehend leer ist.
Ein Eindruck davon anliegendes Bild.
Schneeerfahrung / Fahr-Modi
Insbesondere hat mich der konkrete Einfluss der Fahrprogramme auf das Fahrzeugverhalten interessiert.
Vorab: War Mords-Gaudi, und viel problemloser als gedacht.
Reifen dabei Michelin Pilot Alpin PA4 mit 8mm Restprofil.
Die Anfahrt dahin war absolut stressfrei, allerdings auch, weil die Strecke gut abstreut war. An manchen Ecken noch etwas "Pampe" aber sonst eher nasskalt. Was soll ich groß erzählen: Da fährt man einfach zügig rauf, kann auch kräftig aus den Ecken beschleunigen. Da wo noch Sachen wie Bitumen dazu kommen ist das Heck etwas lose, drängt dann, aber nicht giftiges dabei. Sage mal wenn man auch nur etwas Gefühl im Gas hat, das nicht binär bedient kann man da kaum überrascht werden. An ein paar Steilstücken auch mal die gut 300PS in den kleinen Gängen genutzt. Hinten etwas unruhig, aber wieder nichts annormales bei feuchtem Wetter.
Oben auf dem Parkplatz habe ich dann mit den verschiedenen Modi experimentiert, Übersteuern provoziert, versucht ein Ausbrechen zu erzeugen. Dabei ist das dort ein Szenario wo mehrere Parkreihen zur Bäume und etwas Rasen getrennt sind, am Ende gibt es teilweise enge Kurven, teilweise kann man auch weite Bogen fahren. Das Gewindigkeitsniveau lag so zwischen 30 und 60 km/h. Typischerweise 2. Gang.
Die Eindrücke aus den Fahrprogrammen:
Schlechtwetter-Modus
Im Schlechtwetter-Modus tut die Elektronik alles mögliche um dem Wagen spurstabile Eigenschaften zu verpassen, dass er wenn irgendwie möglich einfach der Lenkung hinterherfährt. Übersteuern kann man nur provozieren, indem man den Wagen mit "Anstellen" in die Kurve "hineinwirft". Leistungsübersteuern ist (fast) unmöglich. Eingriffe in Bremse und Leistungsreduzierung sind stark spürbar. Aber der Wagen ist damit fast narrensicher.
Problem dabei aber: Wenn man schlicht zu schnell für den Grip in der Kurve ist, wird der Radius unbarmherzig größer (bis er unter Umständen nicht mehr reicht), man hat keine Möglichkeit dem Wagen "um die Kurve zu helfen".
Normal-Modus
Im Normalmodus finden auch noch spürbare Eingriffe des ESP statt, aber man hat jederzeit - ob absichtlich oder unabsichtlich - die Möglichkeit mit dem Gas Leistungsübersteuern auszulösen. Aber auch das ist hier nichts ruckartiges - wie das ekelige Verhalten bei kalt/nassen Pirelle P-Zero - sondern ein kontrollierbarer Übergang ins Übersteuern was leicht zu kontern ist, wo auch das ESP mithilft, das es nicht zuviel wird. Einfach etwas Gas weg und Gegenlenken und alles ist wieder Paletti. Auch kein "gegenpendeln" was ich bei meinen P-Zero-Erfahrungen oft hatte, wo dann Hektik aufkam. Das hier hatte was spielerisches, das Dirigieren mit Gas und Lenkung, völlig entspannt. (Wobei der großzügige Platz auf dem fast leeren Platz natürlich beiträgt. In engen Straßen ist die Wahrnehmung da schon wieder eine andere.) Insbesondere konnte man auch Kurve schön "eng machen", glättebedingtes Untersteuern mit einem Gasstoß kompensieren, den Wagen kontrolliert fast auf der Stelle drehen, ganz eng um die Kurve ziehen.
Track-Modus
Im Trackmodus wurde es etwas hektisch. Das ESP hat beim Leistungsübersteuern nicht mehr spürbar dagegen gearbeitet, und ich hatte auch den Eindruck, dass Untersteuer-Situationen ausgeprägter waren. Was mich überrascht - oder eher erfreugt hat - dass die Sache nicht so kriminell wurde, wie ich befürchtet hat. Der Wagen blieb - mit Verstand und angemessenem Gasfuß bewegt - immer noch gut kontrollierbar. Wenn er übersteuert hat, lag es an mir, nicht an irgendeiner Tücke des Fahrzeugs.
Und das übersteuern war viel ausgeprägter, aber mit den fahrerischen Standardmittel - Gas zurück und gegenlenken - durchaus beherschbar, eskalierten nicht weiter.
Ich hatte mit Drehern gerechnet, die in Kauf genommen, aber es kam nicht soweit. Die Sachen waren teilweise hektisch, Wagen stark quer, aber mit den Mitteln eine etwas engagierteren Fahres - weit entfernt von Profi - zu bewältigen.
Sport+ Modus hatte ich nicht probiert, wäre von den Trocken-Erfahrungen wohl wie Normalmodus mit "loseren Zügeln" gewesen.
Das ESP ist übrigens "großzügiger" als man sonst oft erlebt. Es erlaubt auch im Schlechtwettermodus einen gewissen Schlupf/Drehzahldifferenz, so dass der Wagen etwas "wühlen" kann. Bei anderen ESP habe ich schon Eingriffe erlebt, die den Wagen unnötig wegen etwas Schlupf zu stehen gebracht haben (man konnte noch nicht mal mehr anfahren), dabei fast den Motor abgewürgt haben.
So kurios es klingen mag: Im Ergebnis ist der Mustang mit den Winterreifen auf Schnee vertrauenserweckender, als mit den P-Zero im kalten Regen.
Abschließend habe ich bei der Zufahrt eines nahegelegenen Wald-Rasthaus, wo nicht gestreut wird und es bös steil ist - schätze 16% ? - mein Glück probiert, auch weil ich da mal mit nem Fronttriebler hängen geblieben bin. Auch hier kein Problem, der Mustang fährt da einfach rauf. Bedingungen waren sicher nicht identisch, aber jedenfalls kein frühes Limit zu erkennen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Wagen ist auch auf Schnee/Schneematsch mit guten Reifen recht unproblematisch. Da hatte ich schon viel schwierigeres gehabt.
Anekdote am Rande: Tauchte die Polizei in so einem kleinen Mannschaftsbus auf dem Parkplatz auf. War am überlegen ob ich mich vermachen sollte, weil es da schon mal Ärger gab, Rowdys hatten da oben, nachdem der Parkplatz wohl nicht mehr reichte, gleich noch offroad angrenzende Langlauf-Loipen kaputtgefahren. Ging "groß" durch die Presse.
Entschied mich aber es mal mit kommunizieren zu probieren , hingefahren und freundlich gefragt, ob was dagegen spricht, hier etwas zu üben. Die Antwort von dem älteren der beiden Ordnungshüter: "Nö, gar nicht. Sind selber zum Üben hier oben, der Bus fährt sich bei so 'nem Wetter etwas ekelig." Noch etwas über ESP etc gefachsimpelt und jeder hat sich seinen Bereich auf dem Platz gesucht.
Falls mir noch was einfällt, was mir aufgefallen war, trage ich es noch nach. (Ach ja, Spritverbrauch scheint mit den Winterreifen niedriger zu sein. )
Vielleicht hat ja jemand andere auch Eindrücke zum Winterfahren im Mustang gesammelt, die er hier beitragen möchte.
Gruß
Martin