Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

AlpinaRS
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von AlpinaRS » 16. Feb 2020, 09:30

Respekt!!! Der Bericht gefällt mir auch sehr gut!

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audioslave
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von audioslave » 17. Feb 2020, 10:09

Weiter geht's. :)
Wir befinden uns auf dem Weg Richtung Lofoten, eine Inselkette im Norden Norwegens. Landschaftlich auf jeden Fall das Highlight unserer Reise.
Der Weg führt uns über die E6 an der Küste Norwegens entlang der Fjorde. Das bedeutet leider oftmals mehr Eis als Schnee auf der Straße. In der Sonne sieht man wie das Eis auf der Straße spiegelt, passend dazu die gefrorenen Wasserfälle am Straßenrand. Auch schön auf dem Bild zu erkennen: Die Rillen im Eis die von den Räumfahrzeugen reingeritzt werden.
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20200214_132505.jpg (1.37 MiB) 6641 mal betrachtet
Ab und zu kommt aber die Sonne raus.
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20200217_095306.jpg (887.87 KiB) 6641 mal betrachtet
Übernachtet haben wir in Sorkjosen, ca halbe Strecke zwischen Nordkap und Lofoten. Mit diesem Ort verbinde ich auch ein besonderes Erlebnis. Vor ca. 7 Jahren ist mir hier bei meinem E39 um 10 Uhr nachts bei -12° die Wasserpumpe und anschließend die Lichtmaschine verreckt. Ich hab damals mit meinem Schutzbrief das Auto nach Hause abschleppen lassen und bin zurück geflogen. Der Mustang ist dagegen bis jetzt sehr zuverlässig, die Motorkontrollleuchte ist nach ein paar Tagen auch wieder ausgegangen.
Während wir nachts auf einem Parkplatz nach Nordlichter Ausschau halten, fährt ein Polizeibus vorbei. Darin zwei Polizistinnen. "Hübsch!" muss selbst meine Freundin zugeben. "Nice Car!" sagt sie. :) Dann das übliche Prozedere einer allgemeinen Verkehrskontrolle inklusive Alkoholkontrolle, bis sie wieder von dannen ziehen.
Abends erreichen wir Harstad, kurz vor den Lofoten. Und dann wäre es fast passiert, ein Unfall. Und ihr werdet es nicht glauben wo: auf einem verdammten Parkplatz. :doh: Der Parkplatz hat tiefe Spurrinnen, um nicht aufzusetzen versuche ich möglichst dran vorbei zu lenken und muss dafür nah an geparkten Autos fahren. Ich taste mich mit Tastgeschwindigkeit und schleifender Kupplung voran, bis die Reifen in einer Rinne plötzlich Schlupf bekommen und seitlich wegdriften. Natürlich genau in Richtung der geparkten Fahrzeuge. :huch: Schlagartig hab ich auf Kupplung und Bremse getreten, dann der Blick in den Außenspiegel. Puh, hat grad noch so gereicht. Knappes Höschen allerdings.
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20200217_093836.jpg (1.09 MiB) 6641 mal betrachtet
Würde zu meiner Unfallstatistik aber passen, 90 % aller Blechschäden in meinem Leben hab ich auf Parkplätzen verursacht.
Auf einem Parkplatz hat sich ein GT86 zu mir gestellt. Was man auch bei vielen Autos im nördlichen Skandinavien sieht: Zusatzscheinwerfer. Durchaus sinnvoll, von November bis Januar ist es fast durchgehend dunkel.
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20200217_093745.jpg (1 MiB) 6641 mal betrachtet
Am nächsten Tag dann der nächste Schreckmoment. In einer leichten Bergaufpassage kam mir aus dem Gegenverkehr in einer Linkskurve ein Opel Agila quer angeflogen, ich schätze mit ca. 60 - 70 km/h. Im allerersten Moment dachte ich mir noch "Cool!" :headbang: bis ich merke dass es immer unkontrollierter aussieht und es keine Absicht ist. :OMG: Ich lenke soweit es die Straße zulässt nach rechts und halte die Luft an. Mit ca. einem Meter Abstand schlittert das Heck des Opels an mir vorbei. :schock: Puhh, das wäre es ja gewesen, Auto geschrottet und nicht mal dran schuld.
Nächster kleiner Schreckmoment: Auf einer Brücke, leicht berghoch, 4. Gang mit Halbgas keilt das Heck plötzlich aus. Hab mich ziemlich erschreckt, ich hab es nicht erwartet weil ich auch nicht gelenkt habe. Meine Lenkradhaltung dabei nicht sehr lehrbuchhaft. Nur eine Hand, auf 10 Uhr und der Ellenbogen auf die Türverkleidung abgestützt. Passiert schon mal, wenn man stundenlang durch die Gegend gondelt und ein bisschen rammdösig wird. :langweilig: Danach war ich aber wach. Das ESP hat mitgeholfen. Gerade bei vereister Straße fällt auf, dass der Mustang schnell mal ins übersteuern kommt. Der Nässe/Schnee Modus gibt sich zwar Mühe das Fahrzeug zu fangen, kann seine Grundtendenz aber nicht ganz kaschieren. Aber ich will mich nicht beschweren, gerade das macht eigentlich großen Spaß weil man das ausbrechen herrlich schön provozieren kann und es dann meistens auch sehr kontrollierbar ist. :Drive: Wenn man nicht damit rechnet, ist es natürlich nicht so lustig.
Als wir die Lofoten erreichen ist es schon dunkel, der Sonnenuntergang ist früh, aber die blaue Stunde dafür länger.
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20200217_094133.jpg (971.06 KiB) 6641 mal betrachtet
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20200215_163347.jpg (838.76 KiB) 6641 mal betrachtet
Unsere Fahrt endet in Reine, das westliche Ende der Lofoten.
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Screenshot_20200217-094407_Maps.jpg (146.71 KiB) 6641 mal betrachtet
Am nächsten Tag leider sehr schlechtes Wetter. Zunächst stürmt es mit Windböen bis zu 80 km/h, später lässt der Wind nach aber dafür regnet es. Die Rezeption schreibt mir eine SMS dass wir aufpassen sollen, durch das Tauwetter und den stürmischen Wind fliegt Schnee und Eis vom Dach. Da es am nächsten Tag etwas besser aussehen soll, planen wir hier eine zweite Übernachtung. Tagsüber gehen wir ein bisschen zur Brandung spazieren. Es dauert leider nicht lange, bis der Regen unsere Kleidung durchnässt.
Das Wetter sorgt trotzdem für eine beeindruckende Atmosphäre.
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20200216_161641.jpg (1.86 MiB) 6641 mal betrachtet
Auf dem Bild seht ihr den Blick auf Reine, ein Dorf mit ca. 300 Einwohnern. Die Berge haben hier alpinen Charakter, und sind wesentlich schroffer als im restlichen Land. Sieht ein bisschen so aus, als hätte man die Alpen ins Meer getaucht.
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20200216_163558.jpg (1.36 MiB) 6641 mal betrachtet
Am nächsten Tag leider doch nicht so gutes Wetter wie erhofft und vorhergesagt. Wir brechen auf. Eigentlich würde es Sinn machen für den Rückweg die direkte Fähre zum Festland zu nehmen. Aber da wir beide schnell seekrank werden und die See heute hohe Wellen hat, entscheiden wir uns für den Landweg, der leider länger dauert. Ich habe diese Fährüberfahrt bei 6 m hohen Wellen schon mal durchgemacht, aber das ist mit meinem Magen wirklich kein Spaß. :kotz: Auch wenn ich die Erfahrung nicht missen wollte. Sollte man mal mitgemacht haben, wenn die Wellen so hoch sind dass das Geschirr durch die Kombüse fliegt. Aber einmal reicht. :mrgreen:
Die genau Route für den Rückweg entscheide ich spontan je nach dem wie wir durchkommen und wie das Wetter ist.

Bis bald
Philipp

topless 5.0
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von topless 5.0 » 17. Feb 2020, 14:00

super Bericht - ein Problem sehe ich jedoch:

Welches Bild für den Forumskalender auswählen?

Gruß

Tom
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Skywalker_Berlin » 17. Feb 2020, 14:16

... toller Bericht, tolle Fotos und das Auto hat die richtige Farbe für dieses Wetter :Drive:

Ich war letzten Sommer mit dem Motorrad auf den Lofoten, einfach traumhaft :clap:
LG Frank

P.S.: Ich komme aus Ironien, nahe der sarkastischen Grenze.

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Harry K. » 17. Feb 2020, 16:32

Einfach grandios! :clap: :clap: :clap:
Gruß Harald

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von DaAndal » 17. Feb 2020, 16:47

topless 5.0 hat geschrieben:
17. Feb 2020, 14:00
super Bericht - ein Problem sehe ich jedoch:

Welches Bild für den Forumskalender auswählen?

Gruß

Tom
Die Fotos geben mit Sicherheit nen eigenen Kalender her :)

Wirklich toller Bericht, ich hätte endlich auch mal Rallystreifen aber nur in der Buxe ;-)
Genieße dein Leben ständig,
denn du bist länger tot als lebendig....

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Henry007 » 17. Feb 2020, 19:50

Sehr spannender Bericht. Toll geschrieben.
Aber vor allem : :clap: :clap: Glückwunsch zu einer Partnerin, die so ein Abenteuer mit macht. :clap: :clap:

Grüsse von Elke und Christian
:pony: - Mustang bei seiner Herde - :pony:

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Skywalker_Berlin » 28. Feb 2020, 18:00

@audioslave

Hi Philipp,

seid ihr denn nun wieder gut Zuhause angekommen? Irgendwie ist dein Reisebericht noch nicht zu Ende. Ich glaube, hier sind einige gespannt wie es weitergeht :Winkhappy:
LG Frank

P.S.: Ich komme aus Ironien, nahe der sarkastischen Grenze.

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Cayuse » 28. Feb 2020, 18:03

Vlt. im Schnee stecken geblieben :shrug:
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Slowhand » 1. Mär 2020, 12:49

Respekt, ein absolut mitreißender und toller Bericht. :love:

Da bekomme ich große Lust das ganze auch mal zu fahren :Drive:
Ich hörte von Pferden, die tatsächlich Benzin saufen :pony:

"If you think you are too old to rock’n’roll then you are"

Gruß Bernd

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von audioslave » 6. Mär 2020, 23:41

Sorry dass so lange nichts kam. Aber irgendwann sind so viele Tage verstrichen dass es der lange abschließende Bericht sein musste, wofür mir immer entweder die Zeit oder Motivation gefehlt hat.

Auf der Rückfahrt von den Lofoten haben wir starkes Tauwetter, stellenweise sind wir sogar auf nassen Asphalt unterwegs. Kein Schnee oder Eis, sondern richtiger Asphalt. Unglaublich, wir spüren zum ersten mal seit langem wieder nennenswerte Fliehkräfte in Längs- und Querrichtung. Das Meerwasser auf den Lofoten ist hier oftmals so türkisfarben wie man es in der Karibik erwartet.
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20200217_121747.jpg (1.95 MiB) 6002 mal betrachtet
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20200217_112911.jpg (1.49 MiB) 6002 mal betrachtet
Der Kontrast zwischen wolkenverhangenen Himmel, der schwarzen Berge mit weißen Schnee und dem türkisen Meerwasser wirkt schon ziemlich surreal. Am Ende der Lofoten fahren wir ein kleines Stück mit der Fähre, versetzt auf die Rampe aufgefahren hat es mit der Bodenfreiheit grad so gepasst. Erstaunlich welche Bildqualität Handys heutzutage selbst bei schlechten Lichtverhältnissen haben:
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20200217_171825.jpg (1.42 MiB) 6002 mal betrachtet
Die Straßen sind wieder mal teilweise sehr stark vereist. Von den Räumdiensten wird als Abhilfe teilweise Rollsplit gestreut. An einem Abschnitt lag besonders viel. Ein in voller Fahrt entgegen brausender Lkw schleudert den aufgewirbelten Rollsplit auf mein Auto. Akustisch klang es wie eine Maschinengewehrsalve, gefühlsmäßig waren es tausend Nadelstiche ins Herz. Aaaargh! :cry: Bei den nächsten Lkws hab ich dann versucht so gut wie es ging das Tempo zu drosseln und weit nach rechts auszuweichen. Auf dem Weg Richtung Schweden müssen wieder leichte Bergpässe überwunden werden. Dichter Nebel, und weit und breit eine endlose Schneewüste um uns herum.
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20200218_132739.jpg (595.58 KiB) 6002 mal betrachtet
Schneefall und Eisregen im Wechsel, über die Front legt sich eine dünne Ausschicht:
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20200218_140027.jpg (1.89 MiB) 6002 mal betrachtet
Jedes Mal wenn ich durch Schweden fahre, frage ich mich warum es keine Drift Parcourse auf den zahlreichen gefrorenen Seen gibt. Was man im Internet findet sind mehrtätige Trainings mit gestellten Fahrzeugen und entsprechende Preise. Ich weiß aus einem Video in Youtube von Matthias und Axel dass es ein solches Gelände irgendwo in Schweden gibt und der Besitzer vom European Speed Club ein Ponyliebhaber ist. Es handelt sich dabei um Danny der auch hier im Forum unter ponyonice wertvolle Beiträge beigesteuert hat.

Fragen kostet ja nichts, dachte ich mir und hab einfach mal das Büro in Deutschland angerufen um zu fragen wo sich das Gelände befindet und ob man da mal vorbei schauen könnte. Ich hab sofort den Kontakt von einem Trainer vor Ort bekommen und wie ich es geahnt hatte, lag das Gelände ohne großen Umweg auf unserem Rückweg. Unterwegs kommen wir an Arjeplog vorbei, der Ort an dem die Automobilindustrie ihre ganzen Testcenter haben. Entsprechend wimmelt es von Erlkönige. Als wir angekommen sind, war es schon dunkel. Und tatsächlich steht direkt an der Lodge auf dem Gelände der gelbe Mustang von Danny. Zwei Ponys in Lappland, ein seltenes Treffen. :usa: :usa:
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20200218_180729.jpg (1.4 MiB) 6002 mal betrachtet
Das sind auf jeden Fall die passenden Hufen um übers Eis zu gallopieren:
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20200306_203227.jpg (1.06 MiB) 6002 mal betrachtet
Wir wurden zum See runtergeführt und dürfen kurz beim Nachttraining zuschauen. Die Strecke auf dem 50 - 70 cm dicken Eis war mit Leuchtsirenen abgesteckt. McLarens und Porsche 911 brettern über die Piste.
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20200306_203211.jpg (1.24 MiB) 6002 mal betrachtet
Und dann passiert das, worauf ich die ganze Zeit gehofft habe: Ein Trainer bietet mir an dass ich morgen mal kurz aufs Gelände dürfte. AAAAAAHHH! :Nieder: :Banane: Wie geil. Und ich musste noch nicht mal betteln.
In der nächsten Stadt also eine Übernachtung gesucht, und am nächsten Tag wieder aufs Trainingsgelände aufgeschlagen. Mir wurde dann eine Strecke zugeteilt die gerade nicht benutzt wurde. "Aber passt nur auf dass ihr euch nicht festfahrt!" Die Sorge hatte ich schon lange vor dem Hinweis. Wer das Video von Axel und Matthias gesehen hat weiß, dass sich Axel mit dem Mustang gleich zu Beginn festgefahren hat. Die Blöße wollte ich mir als Gast natürlich nicht geben, also war die Devise "Uffbasse!". Zumal ich ja auch keine Spikes habe. Das Driften auf dem Eis gestaltet sich aber wirklich kinderleicht und macht ein Heidenspaß. Ich hab ja schon ein paar Drifttrainings gemacht und fühle mich eher als Rundstreckenfahrer als als Drifter, wohl auch weil ich den Mustang nicht so easy zum driften finde. Aber hier auf dem Eis geht alles so geschmeidig dass es wirklich eine Wonne ist. Die größte Befriedigung: Das Umsetzen des Drifts in einer Wechselkurve. :Drive:




Einfach grandois. Der erste Kommentar als wir zurück gekommen sind: "Wir mussten euch ja gar nicht rausziehen?!" Ja, wir haben halt aufgepasst. :engel: Später am Tag haben wir dann noch Danny getroffen der kurz vorher angereist kam. Das ganze Team ist mega freundlich und hat uns bestens betreut, alleine die Tatsache dass wir unangemeldet auf deren Gelände durften spricht schon für sich. Ich kann das Training also nur jedem absolut empfehlen. Wenn ich nicht jedes Jahr mit dem eigenem Auto da hochfahren würde, wäre es wahrscheinlich DAS Drifttraining auf Eis was ich besuchen würde. Diverse Porsche, McLaren, ein Mustang, was gibt es für bessere Autos? :D
Als wir in der Gegend nach dem Essen zurück auf dem Parkplatz vor unserem Restaurant liefen, traute ich meinen Augen kaum. :shock: Ein rotes Pony parkte neben mir, mit deutschen Kennzeichen.
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20200305_014453.jpg (1.54 MiB) 6002 mal betrachtet
Ein Versuchsfahrzeug von Continental, im Innenraum war ein großer Notaus-Schalter.
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20200306_232548.jpg (1.58 MiB) 6002 mal betrachtet


Endlich ist das Rätsel gelöst warum so viele Mustangs abfliegen: Das ESP befindet sich schlichtweg noch in der Entwicklungsphase. :supergrins:
Auf der Landstraße sahen wir in einer Parkbucht einen VW Arteon mit Warnblinklicht und eine hilflose Person nebendran. Ich halte an, und meine Vermutung wird bestätigt: Festgefahren im Tiefschnee am Fahrbahnrand. Endlich konnte ich meiner Freundin beweisen dass ich nicht grundlos so eine Panik schiebe wenn sie zu nah am Fahrbahnrand fährt. :Knüppel: :Göga: Jedenfalls war es Zeit das Karma Konto zu füllen. Kofferraum entladen, und das Abschleppseil rausgeholt. Da der Mustang schon damit zu kämpfen hat sich selbst auf dem Untergrund nach vorne zu bewegen, war es natürlich nicht so einfach den Arteon zu befreien, der sich immerhin trotz Spikes und 4motion festgefahren hat. Und dass ich nur an der vorderen Stoßstange eine Abschleppöse habe, erleichtert die Sache auch nicht gerade. Nach einigen Versuchen und ca. einer halben Stunde Arbeit war er befreit, hier der finale Pull:


Auch nicht schlecht oder? Mustang zieht nen Allradler aus dem Schnee. :P
"You're an angel!" Der Schwede war zutiefst dankbar und wollte mich bezahlen, ich habe dankend abgelehnt. :Bier:
Die weitere Fahrt war nicht besonders spektakulär. In Dänemark wieder viel Sturm. Die Mustanghaube kann übrigens auch schon bei 100 km/h flattern, es muss nur genug Seitenwind kommen. :-)
Ach, und in Stockholm bin ich ganz fies auf eine Bremsschwelle aufgesetzt. Zuerst hab ich immer noch vorsichtig abgebremst. Irgendwann tat es mir dann um den nachfolgenden Verkehr leid, und bin dann beim nächsten Hubbel etwas zügiger drüber. Kratsch! Keine gute Idee. :x Die Riff Unterstrebe scheint sich verbogen zu haben, da sie bei bestimmten Drehzahlen Vibrationen überträgt. In Deutschland auf der Hebebühne konnte ich sie wieder vom Auspuff wegbiegen, was nicht gerade für die Steifheit dieser Strebe spricht. Wahrscheinlich klaut sie mir mehr Bodenfreiheit als dass sie das Fahrzeug sinnvoll versteift.
Das letzte Bild vom Mustang auf einem Rastplatz in Südschweden:
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20200220_152814.jpg (2.41 MiB) 6002 mal betrachtet
Not a garage queen. 8-)
Nach 14 Tagen war es dann geschaffft. Heil zurück gekommen. :clap: Und das Auto auch, mit allen Rädern dran. Ich hab ehrlich gesagt nicht komplett ausgeschlossen dass ich das Auto da oben zu Klump fahre.
Der Reisebordcomputer zeigt nach der Rückkehr folgende Werte an:
9,7 l Durchschnittsverbrauch
8711 km
115 h Fahrzeit
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20200223_005445.jpg (1.17 MiB) 5992 mal betrachtet
Ölverbrauch auf den ersten Blick: Nada. Das wundert mich, weil ich hierzulande immer wieder nachkippen musste. Blessuren von der Reise? Ein paar Steinschläge, und die hintere obere Radführungsarme und die Verbindungsstrebe zwischen unterem und oberen hinteren Radführungsarm sind am knarzen, beides von Steeda mit Polyurethan bzw. spielfreien Hochpräzisionslager. Geknarzt hat es schon vor der Reise, aber jetzt ist es so laut geworden dass ich mal in die Werkstatt fahren werde. :schraub: Außerdem hat das Auto überall so schwarze kleine Punkte, die sich sehr schwer entfernen lassen. Keine Ahnung wie ich mir das eingefangen hat, aber es sieht aus wie Teer. Das gröbste hab ich entfernt, um alles wegzubekommen werd ich mir mal ein paar Stunden Zeit bei gutem Wetter nehmen müssen. :wash:
War es anstrengend? Teilweise ja. War es geil? Auf jeden Fall. Würde ich es wieder machen? Jein, also die Reise ist zu meinem jährlichen Ritual geworden, aber das nächste mal vielleicht nicht mit dem Mustang. Durch die Uniball Domlager und den Steeda Fahrwerksteilen fährt es sich einfach zu rumpelig über die skandinavischen Pisten. Auf meiner Cote d'Azur Tour über die französischen Alpen war es kein Problem, das Auto empfinde ich generell trotz seiner Straffheit als voll reisetauglich, aber diese Waschbrettpisten aus Schnee und Eis sind eine ganz eigene Sache und nicht mit asphaltierten Straßen vergleichbar. Während der Reise hab ich mir tatsächlich zum ersten mal das Serienfahrwerk gewünscht. Die niedrige Bodenfreiheit und die Unterstrebe kommt dann noch dazu. Man nimmt wirklich jeden noch so kleinen Schnee- und Eisball mit, den die anderen Fahrzeuge aus den Radkästen verlieren und auf der Straße verteilen. Aber in einer Sache bin ich mir sicher: Die Tour wird nicht mehr mit Front- oder Allradantrieb gefahren, das wäre mir dann zu langweilig. Vllt schaff ich es im Laufe des Jahres meinen A5 mit einem 3er BMW zu tauschen, dann hätte ich immerhin Hinterradantrieb. Und mit nem 2 l Diesel sind die Spritkosten auch halbiert.
Vielleicht aber siegt bei mir wie so oft die Unvernunft und das Pony muss nächsten Winter wieder ran, schauen wir mal. :Winkhappy:
Zuletzt geändert von audioslave am 5. Apr 2020, 14:49, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von audioslave » 7. Mär 2020, 00:08

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Zuletzt geändert von audioslave am 5. Apr 2020, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Pauli71 » 7. Mär 2020, 00:46

Super und sehr spannender Reisebericht. Die Fotos geben einen auch noch ein Bild dazu. Ein riesengroßes Dankeschön an den Autor und Fotografen das ich teilhaben durfte.

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von jw61 » 7. Mär 2020, 01:23

Wahnsinn, vielen Dank für deine Reiseberichte und die vielen Anregungen, die Tour habe ich mir vorgenommen (bisher nur knapp oberhalb Stockholm/Oslo unterwegs gewesen), aber mit nem Cab besser nicht im Winter.
Beste Grüße

Jürgen

Das Leben ist ein Ponyhof, denn ein Leben ohne :S550_RAC_C: ist zwar möglich, aber sinnlos! :shrug:

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Mustangzwerg » 7. Mär 2020, 09:40

Echt guter Bericht und wie es aussieht auch eine schöne spannende Urlaubstour .
Und alles wieder gut und heil zuhause angekommen 👍

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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Birdmaster » 7. Mär 2020, 10:33

Herzlichen Glückwunsch, super Bericht, tolle Tour! Schön das ihr wieder gut und gesund zuhause seid!!!
Respekt und Daumen hoch! Spitze!
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von SunnyGT » 7. Mär 2020, 12:53

Toller Bericht, spannend, als wäre man dabei gewesen. :Drive: Vielen Dank für die Mühe und die Teilhabe an Eurem Urlaub!! :clap: :corn:
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von topless 5.0 » 7. Mär 2020, 13:06

Super Bericht - danke!!!

8700 km in 2 Wochen - ganz großen Respekt!

Gruß

Tom
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Triple-M
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von Triple-M » 7. Mär 2020, 13:30

Was für eine Tour, sensationell! Sehr schöne Bilder und ein toller Bericht.
Neulich meinte ein Kollege, so ein Mustang sei sicher nicht wintertauglich, da habe ich ihm dann ein paar Bilder aus deinem Bericht gezeigt.
Auf alle Fälle traust du dich was. Respekt!

Viele Grüße
Martin


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dark star
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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Beitrag von dark star » 7. Mär 2020, 15:14

audioslave hat geschrieben:
7. Mär 2020, 00:08
Weiß jemand warum ich die Youtube Videos nicht direkt einbetten kann?
So hat das sonst doch immer funktioniert:
[youtube]Ymujshm-afA[/youtube]
Bei mir funktioniert es auch nicht mehr:
[youtube]OL9XanMU5tQ[/youtube]
[youtube]PY8it5t6j_o[/youtube]
[youtube]kmgT0NTDGVg[/youtube]

Hier ging in dem Thread ging es noch:
https://mustang6.de/viewtopic.php?f=42& ... 55#p331555
Wenn ich das gleich hier rein kopiere, aber nicht mehr:
[youtube]kb0RZEHiKDA[/youtube]
Das Leben ist kein Ponyschlecken! :grins:
:S550_MAG:
Wenn Du tot bist, weißt Du nicht, dass Du tot bist - für Dein Umfeld ist es aber hart...
Genauso ist es, wenn Du blöd bist...

Wir werden alle sterben! :Devil:

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