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Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 11. Feb 2020, 11:12
von MacCloud
:huch: :huch: :huch:

...alter Schwede! Was für ein Abenteuer!

:schock:

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 11. Feb 2020, 11:16
von MX501
Toller Bericht, freue mich schon auf die Fortsetzung.

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 11. Feb 2020, 21:29
von Slicer
Super Klasse !!

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 13:54
von audioslave
Gestern morgen sind wir nach dem Check Out noch zum nächsten Supermarkt gefahren und haben dort ne Schachtel Schokolade und Leckerlis für Hunde gekauft. Wir haben uns damit bei dem Pärchen und ihrem Hund für die Hilfe bedankt, ist ja nicht so selbstverständlich wildfremden Menschen bis um 3 Uhr morgens beim Auto frei schaufeln zu helfen. :clap:

Um uns herum sind die endlosen Wälder Schwedens, eingepackt unter einem halben Meter Schnee. Was ich immer sehr schön finde ist wenn auch die Bäume verschneit und vereist sind. Die Straßenbedingungen sind bis auf die Unebenheiten (die mit meinem Fahrwerk echt nerven) sehr gut und es macht richtig Spaß zu fahren.
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Vor der Abfahrt hab ich nochmal den Luftdruck um ein paar Zehntel abgelassen für besseren Grip. Ich fahre jetzt ca. 2,0 bar kalt rundum, warm gefahren steigt es dann auf ca. 2,2 bar. Der Mustang liegt bis auf die Spurrillenempfindlichkeit auch super gut. Ich kann mich noch an den Volvo V90 T8 erinnern den ich letzten Winter als Mietwagen hier hatte. Eigentlich prädestiniert für die Gegend: Allrad, Spikes, ca. 400 PS Systemleistung. Mit dem Mustang macht es mir doch irgendwie mehr Spaß. Das Fahrwerk im Volvo glich einer Schiffschaukel und die Lenkung war so gefühllos wie eine eingeschlafene Hand. Das Ding hat natürlich perfekt funktioniert und ging auch ordentlich vorwärts, aber ich hatte durch die Lenkung, den weichen Reifen und Fahrwerk immer das Gefühl dass ich kein Feedback von der Straße und dem Grip bekomme.
Jedenfalls komme ich mit dem Mustang gefühlt kaum langsamer voran. Nur das beschleunigen braucht ohne Allrad etwas mehr Geduld. Meine Contis kommen natürlich nicht an die Nokian Hakkapeliittas ran, aber für sich genommen hat der Reifen guten Grip. Auf ner deutschen Autobahn über Richtgeschwindigkeit ist er mir zu schwammig, aber hier passt es ziemlich gut. An die Einheimischen mit ihren nordeuropäischen Winterreifen kann ich mich problemlos dranhängen. In der Regel wird hier auch bei den winterlichen Straßenverhältnissen das normale Tempolimit gefahren, plus Tachovorlauf plus Toleranz. :engel: Ein bisschen Vorsicht ist geboten wenn Lkws entgegen kommen, die wirbeln manchmal so viel Schneestaub hinter sich her, dass man dann für kurze Zeit im Blindflug unterwegs ist. :OMG:
Vor dem Supermarkt bestaunt eine Gruppe junger Kids den Mustang als ich zurück zum Auto laufe. Sie sprechen mich gleich auf englisch an ob es mein Auto ist, und dass es so schön wäre. Dann meinte einer dass ich ja driftend aus dem Parkplatz rausfahren könnte. Der Wunsch war mir natürlich Befehl. :usa: Beim ausparken hab ich mich möglichst passend positioniert um mit einen leichten Heckschwung weg zu fahren. Nur hat sich kaum was getan während ich voll auf dem Gas stand, beim anfahren hab ich ihn sogar fast abgewürgt. :Hä: Dann ist mir aufgefallen, dass ich vergessen hab das ESP auszuschalten. :doh: Tja da war's schon zu spät... :shrug: peinlich peinlich. :mrgreen:
Generell fällt man hier im Norden mit dem Auto gefühlt etwas stärker auf als in Deutschland, ich glaube die Leute erwarten hier so ein Fahrzeug nicht. Zumindest nicht im Winter. Die Reaktionen brauch ich euch nicht zu schildern, die kennt ja jeder Mustang Fahrer. :)
Während der Fahrt ist die Motorkontrollleuchte an gegangen, aber bisher fühlt sich alles normal an.
Die Etappenverbräuche sind bis zu 8,2 l nach BC zurück gegangen. Da macht sich die lange Übersetzung mal positiv bemerkbar.
In Jukkasjärvi machen wir halt um das Eishotel zu bestaunen.
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Immer wieder faszinierend wie klar und rein diese Räume aus Eis wirken wenn man sie betritt.
Unterwegs haben wir auch den ersten Wildwechsel erlebt. Ein Elchkalb (?) trabt gemütlich die Straße entlang. Es hat sich auch überhaupt nicht durch meine Anwesenheit gestört gefühlt und ist seelenruhig weiter geschleudert. Gut, an seiner Stelle würde ich auch lieber über die Straße laufen als durch den Tiefschnee zu stapfen. Zum ausweichen eigentlich ganz gut, da muss man nicht einkalkulieren dass das Tier noch mal die Fluchtrichtung ändert. :D
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Wir kommen zur unserer nächsten Unterkunft an, mittlerweile sind wir in Finnland und haben eine Stunde Zeitverschiebung. Und man merkt dass die Tage kürzer sind als in Deutschland. Tiefsttemperatur war bisher -11° C. Letztes Jahr hatte ich bis zu -30° gehabt, aber das schwankt natürlich auch je nach Wetterlage. Morgen geht es dann zum Nordkap.

Am nächsten Morgen hat es -12° C und tollsten Sonnenschein.
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Wir überqueren die norwegische Grenze und reisen wieder eine Stunde in die Vergangenheit. Heute Abend werden wir die Insel erreichen auf dem sich das Nordkap befindet. Bis bald. :Winkhappy:

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 14:22
von AufWunschGelöscht40
Hallo Philipp,
schön, dass es euch gut geht. Deinem Bericht zufolge sollte eigentlich FORD diese Extrem Tour sponsern.
Bessere Werbung gibt es wohl kaum.
Denn es ist wirklich unglaublich, dass man einem Allrad Volvo Paroli bieten kann.
Kann natürlich auch sein, dass es am FAHRER liegt.
Kommt heil zurück, ich freu mich schon jetzt auf die Hatz.
LG jörn

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 14:23
von Mushengst
Danke fürs update und weiterhin gute Fahrt. :clap:

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 14:34
von skraehmer
Hallo Philipp,

vor dieser Tour hätte ich schon im Hochsommer Bedenken und wir haben gerade letzten Herbst eine wunderschöne Rundfahrt über Hirtshals, Larvik, Oslo, Stockholm, Göteborg und Malmö und über die beiden Brücken wieder zurück gemacht. Mein Durchschnittsverbrauch war mit 11,4l/100 deutlich höher und gerade an den Tankstellen wurde im Elektroautoland Norwegen oft interessiert nach der Zylinderanzahl gefragt. Unser Plan für dieses oder nächstes Jahr war nun auch wieder Hirthals und diesmal Kristianssand und dann Bergen und so weit wir kommen und jetzt bekomme ich auch richtig Lust auf das Nordcap. Vor dieser Tour um diese Jahreszeit hätte ich jedoch selbst mit Allrad und Spikes absoluten Respekt und mit auch noch tiefer gelegtem Mustang ist das nur etwas für Könner. Deshalb Danke für den ausführlichen Reisebericht und den Beweis, dass der richtige Fahrer auch im Grenzbereich mit dem Pferdchen zurecht kommt. :clap:
Dann besser keinen guten Rutsch, sondern gute Fahrt und noch viele interessante Erlebnisse :grins:

Stefan

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 14:44
von Birdmaster
Respekt, toller Bericht, tolle Bilder, weiterhin gute Fahrt!!!

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 15:20
von TZ1000
Super Bericht und tolle Bilder.
Viel Spaß und weiterhin eine gute Reise.
Respekt!! :clap:

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 12. Feb 2020, 17:53
von Chip
Voller Respekt und mit etwas Neid lese ich Dein Reisetagebuch.
Ich bin nach meiner Bundeswehrzeit ein paar Jahre im Fernverkehr gefahren, ich war im Winter in Schweden und Finnland und kann also Deine Berichte schon etwas nachvollziehen. Wobei es schon ein Unterschied ist, ob man mit nen Volvo F16 oder mit einem Pony da oben über die Pisten rollt.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Alles Gute und pass auf Dich auf.

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 13. Feb 2020, 10:05
von red-digger
Wow, was für ein tolles Erlebnis! :clap:
Danke das Du uns daran teilhaben lässt...! :Winkhappy:

BG
Olaf :usa:

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 13. Feb 2020, 10:51
von GC-33
...ein toller Bericht, schöne Bilder und eine super geile Aktion Bild
...diese Tour hätte ich gerne vor Jahren mit dem 65er Convertible gemacht - heute bin ich leider zu alt für den Stress
...eine schöne Reise noch und gutes Ankommen in der Heimat

Grüße aus Altmühlfranken - Günter Bild

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 13. Feb 2020, 13:10
von Sailor
Chapeau Philipp,
Respekt und dickes Danke, dass du uns an dieser Reise teilnehmen läßt.
Freue mich schon auf den nächsten Bericht.

Schöne Reise weiterhin und kommt heile wieder retour!

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 14. Feb 2020, 12:21
von audioslave
Die heutige Fahrt Richtung norwegische Küste war zunächst noch recht entspannt. Es waren bis zu knackige -16° C, und in der ersten Hälfte gut fahrbare trockene Schneepisten. Später windet sich die Straße dramatisch um schroffe und steile Felsen.
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Bisher musste man für die meisten Kurven maximal lupfen, jetzt aber schon deutlich abbremsen und auch runterschalten. Auch ist die Straße wesentlich enger geworden. Und am Temperaturanstieg merkt man, dass wir uns der Küste und damit auch dem Einfluß vom Golfstrom nähern. Die Temperaturen befinden jetzt teilweise um den Gefrierpunkt. Für die Straßenverhältnisse ist das oftmals nicht gut. Die Eis-/Schneeschicht ist bei solchen Temperaturen immer wieder am tauen und frieren, da ist dann der Reibungskoeffizient wesentlich niedriger als wenn es deutliche Minustemperaturen und eine trockene Schneepiste hat. Auch ein Grund, warum ich nicht durch Norwegen hochfahren wollte. Da hat man das Problem wesentlich öfter als im kälteren Schweden. Salz streuen wird hier eh in keinem Fall. Dafür haben die Räumfahrzeuge so eine Art riesiger Rechen, mit denen sie Rillen in das Eis ritzen. Jedenfalls sieht man manchmal nicht wie hoch der Eis Anteil auf der Fahrbahn ist. So passierte es, dass es doch glatter war als von mir befürchtet. Zwei mal ist mir der Mustang unerwartet ausgebrochen. Einmal als ich nur leicht Gas gegeben habe, bei 1300 Umdrehungen im 5. Gang, trotz der sanften Gasannahme im Schneemodus. Ein anderes Mal bin ich etwas zu weit rechts in eine Spurrinne mit tieferen Schnee gekommen. Nicht so einfach da wieder raus zu lenken, und als ich wieder rauskam schlingerte das Auto so dass das ESP schon eingegriffen hat. Ok, gar nicht so verkehrt dran erinnert zu werden dass man wachsam sein muss und sich möglichst keine Fehler erlauben sollte.
In der norwegischen Küstenstadt Alta schlängelt sich die Straße eine Steigung mit 9 % hoch. Keine Problem dachte ich mir vorher noch. Dann aber wurde das Fahrzeug immer langsamer, während die Traktionskontrolle alle Hände voll zu tun hat. Ohje, du wirst mir doch jetzt nicht am Berg stehen bleiben. Ich werde kurz skeptisch ob ich nicht doch zu optimistisch war und überlege kurz ob ich die Traktionskontrolle noch ausschalten soll. Denn hier jetzt liegen zu bleiben wäre ziemlich doof, die Straße ist sehr unübersichtlich, eng und hat auch relativ viel Verkehr. Ich entscheide mich dann doch dafür auf dem Gas zu bleiben, die Traktionskontrolle arbeiten zu lassen und einfach zu hoffen dass der Schwung reicht. Und tatsächlich, Berg bezwungen. An der steilsten Stelle ist meine Geschwindigkeit allerdings bis auf 35 km/h gefallen, souverän war das also nicht. Aber die Stelle hat es in sich, weil es nicht nur steil ist sondern auch noch kurvig. Ich kann mich erinnern dass ich hier früher schon mal hinter einem norwegischen Polizei Bus gefahren bin, das war ein Sprinter mit Hinterradantrieb. Der war auch etwas am kämpfen. :supergrins:
In Alta steht ein großes Schild: Sennalandet OPEN. Das Sennalandet ist ein Plateaufjell, dass bei schlechtem Wetter auch schon mal geschlossen sein kann. Obwohl nur ca. 300 m über NN verändert sich die Landschaft sehr eindrucksvoll. Es gibt so gut wie keine Bäume mehr, und es sieht ähnlich lebensfeindlich aus wie auf dem Mond. Nur mit viel Schnee außen rum. Über die Straße fegt der Wind den Schnee von rechts nach links. Leider ist es schon so dunkel, dass man auf den Bildern nicht mehr so viel sieht. Wir fahren vom Sennalandet wieder runter und befinden uns direkt an der Küste Richtung Nordkap. Nachdem mir das Auto ein paar mal ausgebrochen ist, bin ich etwas vorsichtiger unterwegs. Die Straßen sind teilweise spiegelglatt mit hohen Eisanteil. Schneller als maximal 60 - 70 km/h trau ich mich nicht mehr. Für die Straßenverhältnisse immer noch relativ flott. Trotzdem schaff ich es nicht mehr den Norwegern zu folgen, immer wieder mach ich brav Platz um mich überholen zu lassen. Jetzt scheinen die Spikes ihre Vorteile auszuspielen. Zum ersten Mal schaff ich es auch nicht mehr die Ankunftszeit vom Navi nach unten korrigieren zu lassen. Ganz im Gegenteil, die Ankunftszeit steigt Minute für Minute, aber rechtzeitig ankommen werden wir trotzdem.
Die Insel Magerøya, auf der sich das Nordkap befindet, erreicht man mit einem knapp 7 km langen Unterwassertunnel, der über 200 m tief unter dem Meer führt.
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Abends haben wir dann noch die ersten Nordlichter gesehen. Leider hab ich nur mein Handy zum fotografieren.
Wir übernachten in Honningsvåg und planen morgens zum Nordkap zu fahren. Abends fahren wir noch ein bisschen aus der Stadt raus, und sehen die ersten Nordlichter.
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Morgens fahren wir zum Nordkap. Die letzten 10 km zum Nordkap sind nur für Kolonnekjøring frei gegeben. Das bedeutet, die Straße darf nur mit einem Konvoi befahren werden. An erster Stelle fährt ein Räumfahrzeug und an letzter Stelle auch Sicherungsfahrzeug dass darauf achtet, dass keiner auf der Strecke bleibt. Der Grund ist, dass die starke Winde die Straße durch Schneeverwehungen in kürzester Zeit unpassierbar machen. Und nur wenn unmittelbar voraus ein Räumfahrzeug fährt, gibt es eine Chance durchzukommen. Aber auch die letzten paar km haben es in sich, 9 % Steigung und glatte Fahrbahn. Der Mustang kämpft sich hoch, Schwung mitnehmen ist die Devise. An manchen Stelle schalte ich deswegen die Traktionskontrolle und dann auch das ESP aus, da mich das System zu stark einbremst wenn das Fahrzeug quer kommt. Ein bisschen nervig ist, wenn man die Traktionskontrolle ausgeschaltet hat und danach das ESP ausschalten will, muss man die Traktionskontrolle erst wieder einschalten und dann ewig lang die Taste gedrückt halten um das ESP auszuschalten. Da Lob ich mir die BMWs aus den 90er, eine ASC/DSC Taste kurz drücken und alles ist aus.

Die Straße ist sehr beeindruckend, um uns herum nur Schnee und das Polarmeer. Kein Baum mehr weit und breit zu sehen. Man fühlt sich hier wirklich am Ende der Welt angekommen. Am Startpunkt des Konvois sagt mir der verantwortliche Konvoiführer dass er mich leider nicht mitnehmen kann. Mein Auto wäre zu tief, ich würde ihm Schnee stecken bleiben. Ich versuche ihn zu überreden, aber auch mein Angebot die Schneeketten aufzuziehen können ihn nicht überzeugen. :Cry: :Cry: :Cry:
Aber gut, mein Mustang macht wirklich einen ungeeigneten Eindruck von außen. Ich bin sozusagen am nördlichsten Punkt angekommen, der für den Mustang freigegeben war. 3800 km sind wir gefahren.
Wir nehmen den Bus im Konvoi der eine Stunde später startet. Ich war mir zu 98 % sicher dass ich es mit dem Mustang geschafft hätte. Als wir dann im Bus hochgefahren sind nur noch zu 90 %. :-) Während der letzten km schlägt das Wetter schlagartig um, das Kap ist auf einem 300 m hohen Plateau gelegen. Dichtes Schneetreiben, nicht vom Himmel sondern durch den Wind, Sicht teilweise unter 15 m. Der Konvoi reißt teilweise ab, weil ein Reisebus Schwierigkeiten hat durchzukommen. Unsere Fahrerin erzählt uns, dass es dieses Jahr sehr schlechtes Wetter gegeben hatte und die Straße zum Nordkap schon 11 Tage am Stück geschlossen war. Gestern war die Straße auch geschlossen. Tatsächlich war auch noch nie so schlechtes Wetter wie heute als ich selbst im Winter am Nordkap war. Am Plateau angekommen bläst starker Wind.
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Die Zeit bis der Konvoi wieder zurück fährt reicht nicht aus um alles zu entdecken. In der Nordkaphalle kann man viel über die Geschichte des Nordkaps erfahren. Als der Konvoi zurück fährt, driftet ein GLK bei einer Schneewehe mit dem Heck zum Straßenrand und bleibt stecken. Da haben nicht mal 4matic und Schneeketten an der Hinterachse geholfen. Die Insassen versuchen hektisch mit Schaufel den GLK zu befreien, doch keine Chance.
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Die Fahrzeuge nach dem Konvoi sind verschwunden. Nach einer halben Stunde ist der GLK frei, aber dann bleibt das Fahrzeug dahinter stecken. Währenddessen bekommen wir die Info, dass der Schneepflug auf Grund eines technischen Defekt stehen geblieben ist. Wir warten auf weitere Infos was zu tun ist.
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Es wird beschlossen, wieder zurück zur Nordkaphalle zu fahren und auf neue Räumfahrzeuge zu warten. Durch die Wartezeit ist der Weg schon stark verweht, unser Minibus schafft es nur mit Mühe durch die Schneewehen, fast bleiben wir auch stecken. Jetzt bin ich mir nur noch zu 50 % sicher ob ich das mit dem Mustang geschafft hätte. Das Problem ist, wenn der Schwung fehlt, dann helfen auch die besten Fahrkünste nicht weiter. Und anfahren am Berg im Tiefschnee ist jetzt nicht die Paradedisziplin eines tiefergelegten Mustangs. Jetzt hängen wir an der Nordkaphalle fest, aber es gibt Suppe. Die Reisebuse stehen wahrscheinlich immer noch hinter dem defekten Räumfahrzeug, die können auf der schmalen Straße ja nicht mal eben wenden. Draußen ist Weltuntergangsstimmung. Ich kann mir grad keinen schöneren Ort vorstellen festzustecken. Ich wünschte nur ich hätte meinen Mustang auf dem Parkplatz. Nach ca. anderthalb Stunden kommt ein neues Räumfahrzeug dass uns den Weg freimachen soll. Auf der Rückfahrt wieder tiefe Schneeverwehungen, die Fahrerin hat ihre Mühe den höhergelegten Minibus zu manövrieren. Hier ein Video um ein Eindruck der Sichtverhältnisse zu bekommen:

Unterwegs sehen wir einen Van, der von der Fahrbahn abgekommen ist und im Schnee steckt. Die Insassen scheinen wohlauf zu sein, in deren Lage möchte man trotzdem nicht stecken. Das wird sicher seine Zeit dauern bis das Fahrzeug befreit ist. Ich war vor ein paar Jahren mit meinem Audi quattro auf den Lofoten als es geschneit hatte, dort haben sich die Touris reihenweise am abschüssigen Fahrbahnrand festgefahren. Ich hatte an einem einzelnen Tag ungefähr 5 Autos aus dem Schnee gezogen. Aber der hätte da auch nicht geholfen, der Van ist mit so viel Schwung in den Schnee, da braucht es schweres Geschütze um ihn zu befreien. Die Fahrerin erzählt es schon mal den Fall gab, dass ein Elektriker an der Nordkaphalle für zwei Wochen wegen einem Unwetter festhing. Erst danach hat sich das Wetter soweit gebessert, dass man ihn mit einem Helikopter retten konnte.
Es gibt normalerweise einen weiteren Konvoi der Abends aufs Nordkap führt, für die Nordlichtjäger. Ich hatte zuvor den Konvoiführer gefragt ob ich mit dem Mustang abends mitfahren kann wenn das Wetter besser wird. Er sagte, wenn das Wetter besser wird kann ich es noch mal versuchen. Leider ist das nicht der Fall, die Straße wird sogar geschlossen. Verständlich, nach dem was heute Mittag passiert ist. Ich glaube im Nachhinein hätten sie die Straße heute gar nicht erst geöffnet.
Als wir wieder zurück sind verlassen wir im Mustang die Insel und fahren wieder aufs Festland. Die Wetterverhältnisse sind wieder spannend, die Wind treibt den Schnee über die vereisten Straßen und auch leichte Schneeverwehungen müssen durchfahren werden. Ich versuche vorsichtig zu fahren und trotzdem genug Schwung für die Schneewehen zu nehmen. Ich hab die ganze Zeit den Van im Straßengraben im Kopf möchte jetzt wirklich nicht in so einer Situation stecken, nicht um die Uhrzeit. Da es schon Abends ist, haben wir uns mit etwas Proviant an der Tankstelle eingedeckt falls wir doch irgendwo stecken bleiben und die Nacht im Auto verbringen müssen.
An manchen Stellen ist der Schnee höher als das Auto.
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Nach ein einigen km beruhigt sich das Wetter aber wieder, und wir sehen weitere Nordlichter auf dem Weg. So, den Rest gibts demnächst. Freut mich dass ihr den Bericht so interessiert verfolgt.

Abenteuerliche Grüße

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 14. Feb 2020, 13:18
von Mustangzwerg
Absolut top Bericht. War vor Jahren mal mit dem Wohnmobil da oben unterwegs . Ein echtes Abenteuer 👍
Gruß Ralf

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 14. Feb 2020, 13:34
von Cayuse
Was fällt mir bei den Bildern ein: "I rather be here, drinking a beer, than freezing my ass in the north!" ;)

Euch weiterhin viel Spaß und eine gute und sichere Heimfahrt!

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 14. Feb 2020, 14:15
von Mushengst
Echt spannend, euer Abenteuer!

Freu mich schon auf den nächsten Bericht.

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 14. Feb 2020, 16:43
von RaiEnger
Ich bin ja jetzt echt rund 1,5 Jahre hier im Forum aktiv bzw. lese mit. Dieser Bericht hier von Dir ist ein absolutes Highlight, toll und Glückwunsch zu dieser fantastischen Idee, die ich mir selbst niemals zutrauen würde.

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 15. Feb 2020, 12:01
von herr.hirsch
Hallo Philipp,

toller Bericht!

Kommt gut wieder zurück und bis bald!

Gruß, Mario

Re: Reisetagebuch: im Winter ans Nordkap

Verfasst: 15. Feb 2020, 15:11
von super-itz
Hallo Philipp,

vielen Dank für dieses tolle Reistagebuch.

Wir werden uns im August auch ans Nordkap wagen,
aber nicht mit dem Pony, sondern per schiff.

Ich wünsche euch beiden, dir und deinem Pony, dass ihr
gesund und heil wieder zurück nach Hause kommt.

Gruß an alle und allzeit eine knitterfreie Fahrt.
Detlef