Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

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HZimbo
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Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

Beitrag von HZimbo » 15. Jul 2020, 12:16

Ich und mein Pony - Der etwas andere Erfahrungsbericht

Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages eine solche „Kiste“ fahren werde, aber mittlerweile habe ich meine „Liebe“ zu dem konablauen Pferdchen entwickelt. Bei seinem Anblick schweife ich mitunter sogar zu den „blauen Pferden“ des expressionistischen Malers Franz Marc ab und lebe meine Tagträume. Beim Fahren bin ich dann aber wieder voll konzentriert (so beim schnelleren Galopp) oder auch ziemlich relaxt (wie beim gemütlich blubbernden Trab).

Eigentlich hatte ich immer von einem Oldtimer geträumt, ursprünglich dachte ich an einen 190 SL, Bj. 1960 (mein Jahrgang). Vor 20 Jahren gab es diese Fahrzeuge noch relativ günstig. Seither gingen die Preise durch die Decke in unvorstellbare Dimensionen. Also etwas runter in andere Sphären. Alternativ sollte es ein 280 SL Pagode sein, wobei auch hier das Preisniveau je nach Fahrzeugzustand schon astronomisch hoch sein kann. Die Probefahrt, einmal mit Automatik und anschließend mit Schaltgetriebe, versetzte mich in die Zeit des sprichwörtlichen „Kraftfahrens“ zurück. Kurz und gut, ich fühlte mich wie in einem LKW. Als ich dann noch die Unterhaltskosten erfragte (ich bin kein Schrauber) und in diesem Zusammenhang erfahren musste, dass die Reparatur eines kaputten Fensterhebers schon mal 3.000 bis 4.000 € kosten kann, nahm ich dann doch Abstand von einem solchen Oldtimerkauf.


Nun zu meinem Pferdchen:

Natürlich war, wie bei so vielen Entscheidungen im Leben, auch hier eine Frau mit im Spiel. Meine Freundin, schon immer ein Fan amerikanischer Automobile, schwärmt insbesondere schon längere Zeit von einem Mustang. Da auch hier ein Oldtimer nicht in Frage kam, informierte ich mich über das aktuelle Modell und das sogenannte „Drumherum“ (Unterhalt, Versicherung etc.). Durch eine Internetrecherche wurde ich dann auf das blaue Pony aufmerksam. Gesagt getan, eine Probefahrt musste natürlich sein. Also auf zur Schwabengarage. Das Pony war ein Vorführwagen mit 1.000 Km auf dem Zähler (EZ: 07/2019). Preis war laut Autoscout24 angemessen. Der Verkäufer war zunächst etwas reserviert und wollte einen Probefahrttermin für die kommende Woche vereinbaren. Als ich aber erwähnte, dass ich keine einstündige Probefahrt benötige, um festzustellen ob ein Auto zu mir passt oder nicht, war er bereit dies kurzfristig zu arrangieren.

Schon beim Drücken des Startknopfs erklang ein zuvor nicht gekannter Sound und beim Loslassen der Kupplung bemerkte ich sofort das unglaubliche Drehmoment bzw. den Vorwärtsdrang des V8 Motors, der das Pferdchen auf ebener Strecke im 2. Gang sogar im Standgas nach vorn bewegt. Im 3. Gang durch einen Kreisverkehr zu fahren, ohne das es merklich ruckelt ist auch nicht schlecht, obwohl ich diese untertourige Fahrweise dem Pony natürlich nicht immer zumuten möchte.

Die Probefahrt dauerte ca. 20 Minuten und mit jeder Minute wurde mir klarer, dass dies mein neues „Hobbyfahrzeug“ sein wird. Der Sound beim Gas geben und das herrliche Blubbern beim Cruisen verschafft einem sofort das Gefühl des „American Dream“. Also etwas von Freiheit und Abenteuer.

Nach kurzer Verhandlung über einen kleinen Preisnachlass, machte ich die Sache perfekt und ich war innerhalb kurzer Zeit Besitzer eines Ponys, allerdings noch ohne Stall, da meine Garage bereits voll belegt war. Aber auch das sollte sich nach kurzer Zeit zum Guten wenden. Nach einer Suchanzeige in einer örtlichen „Internet- Pinwand“, meldete sich ein Landwirt, der seine Viehhaltung an den Nagel gehängt hatte und den riesigen Stall mit Nebenanlagen zum Abstellen von Wohnwagen, Wohnmobilen, Oldtimern usw. umgebaut hatte und nun Stellplätze vermietete. Jetzt hatte mein Pferdchen sogar standesgemäß eine schöne Box im Stall erhalten.
Wie man unschwer erkennen kann, bin ich kein extrovertierter Autonarr, auch kein Schrauber und Tüftler. Auch will ich keine großen Veränderungen an dem Fahrzeug vollbringen. Vielleicht etwas Styling (Wangenrouge und Wimperntusche wie bei einer hübschen Frau) und immer schön striegeln.


Nun zum Erfahrungsbericht:

Nach nunmehr einem Jahr und 6.000 km will ich hier meinen Eindruck schildern. Da das Pony überwiegend ein Schönwetterfahrzeug ist, bislang war es nur zweimal dem Regen ausgesetzt (Dichtheitstest hat es bestanden), sind es natürlich nur laienhafte Schilderungen, die meine persönliche Meinung widerspiegeln. Ich habe mich hierbei auch ein wenig an den häufigsten Themen hier im Forum orientiert. Die Technikfreaks unter Euch bitte ich schon jetzt um Nachsicht, wenn meine Schilderungen etwas gewöhnungsbedürftig sein sollten.


Fahren allgemein:

Das Fahrwerk mit Magne- Ride erscheint recht stabil und sportlich. Bei schlechten Straßenverhältnissen (Schlaglöchern) fühlt es sich recht hart an (d.h. es rumpelt über die Unebenheiten). Aber das ist eben der Charakter eines Sportwagens. Bei guten Straßenverhältnissen lassen sich Kurven auch mal etwas schneller angehen, jedoch will ich nicht übermütig werden. Die 250 km/h habe ich bislang nur einmal (im 6. Gang) überschritten. Hier störte mich das Flattern der Motorhaube, das allerdings bei niedrigeren Geschwindigkeiten (bis ca. 210 km/h) nicht auftritt.

Der 6. Gang ist sehr lang übersetzt was sich aber bei moderater Fahrweise auf der Autobahn positiv auf den Spritverbrauch auswirkt (für einen V8 phänomenal wenn man mit Richtgeschwindigkeit unterwegs ist). Die im Verkaufsprospekt angegebenen Außerortswerte erreicht man hier locker (Verbrauch deutlich unter 10 Ltr.). Obwohl das Fahrzeug für E10 geeignet ist, tanke ich das „normale“ Super.

Bezüglich der Kupplung und der „surrenden“ Getriebegeräusche, die allerdings nur bei niederen Drehzahlbereichen (1500 – 2000 U/min) und bei wenig Last (häufig beim Gas wegnehmen) auftauchen, fühle ich mich etwas an meinen Mercedes 230E (W 123) erinnert, den ich 1988 bis 1992 gefahren habe. Auch hier war die hydraulische Kupplung gewöhnungsbedürftig und das „Surren“ des Getriebes? oder der Kardanwelle? bzw. des Kardanantriebs war ähnlich. Aber auch damit kann ich leben und gut fahren.

Insgesamt ist der gewaltige Schub beim Gas geben und Beschleunigen (wenn man dem Pony die Sporen gibt) natürlich schon ein Erlebnis. Besonders reizvoll ist das Beschleunigen im 4. Gang nach dem Auffahren auf die Autobahn. Aber auch hier gilt: Nicht zu viel Übermut sonst bricht das Pony hinten aus. Das Motorgeräusch ist bei dieser Fahrweise recht „kernig“ und „rau“ also intensiv wahrnehmbar. Einen V8 hatte ich mir insgesamt laufruhiger vorgestellt. Drehzahlen über 5500 U/min habe ich deshalb bisher gemieden.


Karosserie:

Auffallend waren für mich am Anfang die Geräusche in den Radkästen, wenn man über Splitt bzw. kleine Steinchen auf der Fahrbahn fährt. Die Radhäuser sind wohl nicht besonders ausgekleidet. Aber dieses Geräusch kenne ich auch von meinem Toyota MR2 Roadster (mein zweites Hobbyauto). Nur mein Alltagsauto ein Audi A4 quattro schlägt sich hier besser (war aber auch ein bisschen teurer in der Anschaffung).

Bezüglich Spaltmaße kann ich nichts Negatives sagen (ganz leicht am Kofferraumdeckel, links oben Spalt minimal größer als rechts). Beim Schließen der Türen und insbesondere des Kofferraumdeckels vermisse ich etwas das „satte Plopp“ (vermutlich ist eben mehr Kunststoff verbaut). Aber auch da sage ich, dass das Preis- Leistungsverhältnis wieder alles wettmacht.

Zum Unterbodenschutz kann ich noch nichts sagen, da der erste Werkstattbesuch jetzt ansteht und ich in diesem Zusammenhang mal danach schauen lassen will. Hohlraumversiegelung scheint da zu sein, jedenfalls sichtbar an den „Austrittsöffnungen“ am unteren Falz der Türen. Aber auch da kann mir die Werkstatt vielleicht noch weiterhelfen.


Interieur:

Die Sitze sind verbesserungswürdig. Ein bisschen mehr Seitenhalt wäre schön und insgesamt ein bisschen fester könnten sie aus meiner Sicht schon sein. Aber was soll’s ich bin kein „Schwergewicht“ und für Recaro bin ich dann doch zu unsportlich unterwegs. Ansonsten passt alles, auch mit der digitalen Anzeige und den Anzeigemöglichkeiten komme ich (entstamme noch dem vordigitalen Zeitalter) so langsam zurecht (auch dank den Hinweisen aus diesem Forum). Schade allerdings, dass der Ölstand nicht digital abgelesen werden kann und hier noch der Messstab zum Einsatz kommt.


Fazit:

Mein Spontankauf war absolut keine Fehlentscheidung, manchmal muss man einfach auf sein Bauchgefühl vertrauen. Preis- Leistungsverhältnis ist aus meiner Sicht absolut in Ordnung. Ich hoffe, dass ich eine lang andauernde und innige Beziehung zu meinem Pferdchen pflegen kann (so Gott will…). Die einzige Konkurrenz ist die Beziehung und Liebe zu meiner Freundin, die natürlich an erster Stelle steht. Zum Abschluss noch die Feststellung meines ehemaligen Psychologie- Professors: „Autokauf ist niemals eine Vernunftentscheidung“.

Gruß aus dem sonnigen Südwesten
Hartmut

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Re: Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

Beitrag von Waldo Jeffers » 15. Jul 2020, 12:19

Schöner Bericht. Nur was daran "etwas anders" sein soll, kann ich nicht erkennen. Nicht bös gemeint. Im Gegenteil: Du fügst Dich hier sehr gut ein finde ich. :Winkhappy:
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Re: Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

Beitrag von Birdmaster » 15. Jul 2020, 13:14

Schöner Erfahrungsbericht, aus dem ich vieles nachvollziehen kann, auch wenn es bei mir "erst" 2,5 Monate und "schon" 3600km sind.

Danke dafür, beste Grüße,
Birdmaster
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Re: Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

Beitrag von Tongaman » 19. Jul 2020, 21:30

Toll formulierter Beitrag und an dieser Stelle schonmal herzlichen Glückwunsch zum Auto.

Ich denke und hoffe, dass sich einer der Mods, den Beitrag schnappt und zu den Projekten verschiebt.

Ich hoffe, die rosarote WoW-Brille bleibt noch lange, denn Spass macht so ein GT auf jeden Fall.

Hast alles richtig gemacht :clap:

Gruss Kai-Uwe
Hubraum ist zwar durch nichts zu ersetzen, aber er kann wirksam unterstützt werden.

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Re: Der etwas andere Erfahrungsbericht (GT, Fastback, MT, EZ: 07/2019)

Beitrag von ex_dreizack » 20. Jul 2020, 15:08

Hallo Hartmut,

auch von mir Gratulation zu Deinem Pony und dem sehr unterhaltsamen und informativen Erfahrungsbericht.
Es geht kaum besser!

Mir ging es aehnlich, wenn ich 280 Pagode lese: Mitte der 80er haette ich einen in braunmetallic kaufen koennen.
Ich hatte einfach keine vernueftige Garage dafür. 28000 Deutsche Mark sollte er kosten. Heute im Vergleich ein Schnaeppchen.
Nach 16 Jahren Maserati bin ich dann vor 5 Jahren beim Mustang gelandet und es macht immer noch riesig Spaß, besonders in den Dolomiten........

Unfallfrei Fahrt,
Gruss Hans
:S550_DIB:

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