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von WupperSen » 2. Nov 2018, 12:19
Hallo
Ich kann als Mustang-Fahrer sehr wohl verstehen, wenn man sich darüber ärgert, weil einem das eigene "Spielzeug" weg genommen werden soll. Frei nach dem Motto: "was scheren mich die Anderen"?
Aber ist das sozial? Ist es nicht so, dass wir dankbar dafür sein müssen, dass sich - in diesem Fall die SPD dafür einsetzt - die Menschen vor sich selbst zu schützen? Ich jedenfalls danke den Politikern dafür und meine sogar, dass dem Lärmstress bisher viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Die Schäden bei Menschen, vor allem den jungen, habe ich in meinem Berufsleben immer wieder erleben dürfen. Häähhhh - habe ich so oft hgehört, dass es schon erschütternd war.
Wer seine Ohren mit Lautstärke aller Art zerstören will (Auspuffsound, Krach-Musik, Rasentrimmer, Laubbläser), kann das ja in seinem eigenen Ambiente machen (oder mit Kopfhörern, bis der Arzt kommt), aber anderen Menschen aufdrängen?
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Ich habe mal vor über 20 Jahren einen Aufsatz veröffentlicht. Nachfolgend einige Passagen daraus. Ob man sich dabei angesprochen fühlt oder auch n icht, mag jeder selbst entscheiden.
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Unsere Ohren liefern permanent Nahrung für unser Gehirn, den Stoff für unsere Gedanken, ohne den unsere Umwelt und damit unser Leben ein Fragment wäre.
Das Ohr ist das empfindlichste Kommunikationsorgan - man kann es nicht schließen oder abschalten. Deshalb liefert es auch akustische Störungen „ungefiltert“ an das Gehirn, die Unwohlsein und schlaflose Nächte verursachen, was nachhaltig unsere Gesundheit beeinträchtigt. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) hat 1995 eine Studie veröffentlicht, nach der ca. 30 Prozent aller Herzinfarkte auf Lärmstress zurückzuführen ist.
Die Frage bleibt, ob unser Ohr dazu verurteilt ist, die bunte und knallige Bilderwelt nur als Tonspur zu begleiten? Verkehrslärm, klangliche Verfärbung und Verfremdung führen nachweislich zu erhöhter Schweißproduktion und Unwohlsein - auch wenn der kausale Zusammenhang meist nicht sofort erkannt wird.
In Schulen und während der Jugend, säumen der Mickey Mouse-Klang des Computers und ein billiger Fernsehton die Klangwelt des Heranwachsenden. Lästiges Geplärre plagt auch die Erwachsenen während des Einkaufes im Supermarkt, im Aufzug und in Form eines billigen Autolautsprechers überm Kopf beim Restaurantbesuch - zu schlecht um es zu genießen, aber zu laut und zu übel, als dass man es ignorieren könnte.
Eine entfesselt fiepsende Gerätschaft treibt ihr Unwesen und eine nervlich zerrüttete Menschheit auf der anderen Seite muss die akustische Vorhölle erleiden. Die „akustische Umweltverschmutzung“ schreitet stetig voran. Sie wird geprägt von fiepsenden „Organizern“, überall wimmernden „Handys“ und unsäglichen Küchenradios deutscher Kaffeeröster sowie Radiowecker übelster Machart, die für gewonnene Abonnenten einer Tageszeitung als Prämie feierlich „verschenkt“ werden.
Im Herbst 1995 gab es in Wuppertal ein Symposium der größten Deutschen Krankenversicherung zu diesem Thema, wonach in ca. 50 Jahren über 50 Prozent der Bevölkerung schwerhörig sein wird; von bedauerlichen Einzelschicksalen mit Tinnitus (Ohrgeräusche) wollen wir gar nicht erst reden. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn nach Jahren solcher Klangverformung der Bezug zum möglichen Original teilweise verloren gegangen ist. Warum wehren wir uns nicht gegen diese geistige Verarmung?
Untersuchungen der Uniklinik Mainz haben in einer mehrjährigen Studie bewiesen, dass der Prozentsatz sprachgestörter Kinder von 4 Prozent im Jahre 1982 auf nunmehr 18 Prozent gestiegen ist. Die Studie belegt als Ursache prinzipiellen Lärm und den Konsum von so genannten „Unterhaltungsgeräten“ wie Computerspielen, Videos und Fernsehen als Ersatz familiärer Kommunikation. Aggressivität und soziale Ausgrenzung sind damit vorprogrammiert und kommen unserer Gesellschaft teuer zu stehen.
etc.
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Branko