Hallo liebe Mustang6 Forums Freunde,
aufgrund vieler Anfragen habe ich heute meinen Standby Duty Tag im Hotel u.a. auch für die folgenden Zeilen nutzen können um endlich über die durchgeführten Modifikation an meinem Mustang Bullitt MR zu berichten.
So schön und faszinierend der aktuelle Mustang GT MT und Bullitt auch ist, hat er doch in meinen Augen leider ein paar Nachteile. Nach gut 6.000 km die ich seit Januar im Bullitt gefahren bin ist mir vor allem das Getriebe (inkl. der Schalteinheit) und das Fahrwerk als nicht befriedigend aufgefallen.
Das Einsatzprofil für meinen Mustang liegt (als 3. Wagen mit Saison 4-10) bei z.B. auf der Landstraße durch den Schwarzwald cruisen, Ausfahrten mit den Mustang Freunden Berlin/Brandenburg, gelegentlichen Fahrer Trainingsveranstalltungen (Drift, RS oder Boxberg etc.), 1/4 Mile Hobbyveranstaltungen, Mustang bzw. US Car Treffen oder einfach mal mit den Kids zur Eisdiele fahren.
Da ich früher viel Porsche gefahren bin, ist dies (leider) in Sachen Fahrverhalten für mich im Unterbewusstsein immer noch der Maßstab. Ganz klar eine andere Liga, und möchte und kann hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen.
Im Frühjahr war ich kurz ein paar Stunden zum Ändern der Rückleuchten bei Fa. Hentzschel (hatte dort kostenfrei einen Mietwagen von Fa. Hentzschel bekommen und war 3h in der Therme Wellness genießen) und habe auf diesem Weg Henry Hentzschel und seine Firma kennen gelernt.
Wie schon mehrfach hier im Forum geschrieben wurde, kann auch ich nur gutes über die Fa. Hentzschel berichten und bin vor allem von der Arbeit, dem Sachverstand und vom offenen und freundlichen Umgang mit den Kunden begeistert. Für mich aus Berlin zudem eines der nächst gelegenen Mustang Kompetenz Fachzentren in Deutschland.
Nachdem ich im April selber ein paar Kleinigkeiten am Mustang gemacht hatte, wie Montage RIFF Domstrebe, STEEDA clutch spring, ST Distanzscheiben (9mm je Rad), Steinschlag Schutzfolie und etc., war es im Juni soweit etwas ernsthafter an die Optimierungen zu gehen. Ziel war es mit überschaubaren Mitteln eine merkbare Verbesserung im qualitativ höheren Bereich zu erzielen, die auch im Notfall wieder rückrüstbar wäre ohne den Wagen zu „zerbasteln“. Zusammen mit Henry Hentzschel hatte ich mir folgendes Überlegt:
- moderate Leistungssteigerung mittels Software Anpassung auf dem Prüfstand (auf min. 98 Oktanzahl), EVO II+ nur Software
- Änderung der Gesamtübersetzung auf 3.73 (analog zum US Bullitt)
- Schaltwege Verkürzung und Versteifung der Schalteinheit
- beim Fahrwerk (MagneRide) erstmal nur eine neue Kalibrierung (Grundlage ist die Software vom US PP2)
Verbaut wurden dann folgende Teile:
1. Ford Performance Ring And Pinion Gear 3.73 Set, zuzüglich Installation Kit, Öle und Software Anpassung auf das kürzere Kegeltellerrad.
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2. Blowfish Racing Manual Shifter Support Bracket
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3. Ford Performance Short Throw Shifter Kit
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4. Steeda MT-82 Transmission Mount Bushing Insert
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5. Steeda S550 Mustang IRS Subframe Alignment Kit (hatte ich aus USA über einen Mustang Kollegen noch vorrätig gehabt).
Ich hatte den Wagen ein paar Tage bei Fa. Hentzschel gelassen und zwei Tage vor dem Mustang Event wieder abgeholt. Der Shuttle Service von Fa. Hentzschel ist 1a und über den Hbf in Fulda kommt man überall in Deutschland hin.
Wie ist es nun geworden ...?
Mit einigen hatte ich ja schon auf dem Mustang Event gesprochen.
Ich bin zufrieden mit den Änderungen. Und ein Mustang Kollege ist den Wagen bereits ebenfalls kurz gefahren und war begeistert.
Nun bin ich erst ca. 800 km mit den Modifikationen gefahren. Davon das meiste allerdings BAB, wobei auch ein 1/4 mile Rennen war (12 Läufe Flugplatz Zerbst).
Unterschied zu vorher ist spürbar. Kein super WOW Effekt aber ein nickendes Lächeln.
Auf der kurzen Fahrt nach Frankfurt und später im Feierabend Verkehr hat alles funktioniert und sich gut angefühlt. Besonders die Landstraßen bis zur Autobahn waren prima zu fahren. Im Sport Modus beim zurück Schalten bzw. wenn man nun so bei ca. 3.000 rpm vom Gas geht „Rotzt“ der Wagen was raus. Evtl. schon zu viel des Guten!?
Da war es wieder ... dieses Grinsen im Gesicht
))
zu Punkt 2. bis 4.:
Die Schaltung gefällt mir sehr gut. So hätte es von Werk aus sein müssen. Fühlt sich deutlich stabiler an und lässt sich sehr schnell und exakt schalten. Vorher war es ab ca. 5.500 rpm nicht möglich schnell zu Schalten (unter Volllast Bedingungen).
Die Schaltwege sind ca. 19% kürzer laut Hersteller Angabe. Ja, sie sind etwas kürzer. Kein extrem kurzer Weg, dafür auch im kalten Zustand sauber und ohne viel Kraft zu schalten.
Die Schaltkugel sitzt nun etwas tiefer. Der Arm liegt perfekt auf der Mittelkonsole beim Schalten auf. Habe jetzt die schwarze Ford Performance Kugel drauf, es kann aber auch die weiße vom Bullitt drauf bleiben.
Die Montage der Ford Performance Schaltwegverkürzung war, laut Aussage von Henry Hentzschel, etwas aufwändiger und musste nochmal nach justiert und im Detail etwas Angepasst werden.
Man merkt auch richtig das, dank des Blowfish und Steeda Mount, die Schalteinheit stabiler geworden ist und man gerade deswegen schneller und exakter schalten kann. Leider dringen nun etwas Geräusche ab mittleren Drehzahlen durch (NVH).
Mir macht es nichts aus. Hört sich ein wenig mehr nach Motorsport an. Beim normalen, bzw. langsamen fahren oder beim cruisen mit Drehzahl kleiner 3.000 rpm ist alles leise.
Für Leute die bei jedem kleinen Geräusch und Knacken im Auto die Krise bekommen, oder die an der Ampel im Leerlauf das Klacken der Ventile oder der Einspritzanlage als technischen Defekt deuten sind die Modifikation Punkt 2. bis 4. nicht zu empfehlen.
zum Punkt EVO II+(nur Software):
Die Leistungssteigerung ist moderat. Beschleunigt verläuft harmonisch und ohne Fehlermeldung,Ruckeln oder Motorkontrollleuchte. In wie weit ich jetzt die 5 bis 7% an Mehrleistung merke kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Laut meinem Qstarz
konnte ich zumindest messbar die div. Beschleunigungswert minimal Verbessern.
Ich muss nächste Woche die Daten vom letzten Wochenende noch genau auswerten.
Bei der Leistungsmessung kamen folgende Werte heraus (alles nach ECE, also mit den Werksangaben zu vergleichen).
Serie: 460 PS / 529 NM
Eingangsmessung: 465 PS / 544 NM (übrigens lagen alle bisher bei Hentzschel gemessene Bullitts leicht über den Werksangaben).
Leistungsmessung, nach dem die Vergaser richtig eingestellt wurden: 495 PS / 564 NM
Wobei im unteren Drehzahlbereich das Drehmoment um gute 10 % zugelegt hat.
Leider dient die GT350 Ansaugbrücke nicht für größere Leistungssprünge. Sie ist technisch, von der Hardware, nicht optimal auf unseren Motor angepasst worden. Hier bin ich etwas von Ford enttäuscht und hätte mir mehr Potential erhofft. Sie ist wohl mehr ein Marketing Gag. Auch ist der Benzin Partikelfilter nich sonderlich von Vorteil für eine Leistungssteigerung.
Ich meine mir einzubilden das der Wagen schon spürbar schneller beschleunigt, jetzt in Verbindung mit etwas mehr Leistung und der geänderten Übersetzung. Aber auch das werde ich nächste Woche mal nachmessen.
zum Punkt Recalibration vom MagneRide Fahrwerk:
Beim Fahrwerk merkt man auf jeden Fall einen Unterschied zu vorher. Erstmal gut und ohne Nachteile.
Im Normal Mode jetzt etwas straffer und direkter, Querfugen werden stärker wahrgenommen, aber nicht umkomfortabel. Vom Komfort, auf der Autobahn und guten Straßen super angenehm, auf schlechteren Straßen eingeschränkter als vorher.
Im Sport und Rennstrecken Mode deutliche Verbesserungen. Wagen liegt ruhiger, etwas straffer und nickt nicht mehr so stark beim Einlenken ein. Mehr Kontrolle beim Slalom fahren und schnelle Autobahn Kurven fühlen sich etwas sicherer an, allerdings noch lange nicht perfekt. Insgesamt kommt es mir so vor als ob der Wagen über den Reifen nun mehr oder einen festeren Kontakt zur Straße hat, was gut ist.
Diese Software neu Kalibrierung lohnt sich meines Erachtens für Leute die gerne etwas sicherer und sportlicher unterwegs sind. Für Leute mit Erst- oder Alltags Fahrzeug Mustang oder die auch berufliche viele tausend km jährlich mit dem Mustang fahren lohnt es sich weniger. Oder auch nicht für Mustangfahrer die regelmäßig und viel über schlechte oder holprige Straßen müssen.
Zu Punkt 1.:
Ja, der Wagen Beschleunigung gefühlt schneller. Insgesamt kein Quantensprung, aber das Karussell dreht sich schneller. Zudem das Bauteil Original Ford ist, genau so im US Bullitt und PP2 verbaut wird, quasi Plug&Play (vorausgesetzt man hat das Know-how und Werkzeug dafür). Und es macht keine Geräusche oder Fehlermeldungen.
Bezüglich Übersetzung 3.73, ist logischerweise bei vergleichbaren Geschwindigkeiten zwischen 3.55 und 3.73 die Drehzahl leicht höher. Im Bereich 1.500 bis 3.000 um ca. 100 rpm. Also vom Sprit Verbrauch zu vernachlässigen. Über 3.000 dann plus ca. 200 rpm und über 5.000 dann ca. plus 300 rpm, usw. So im Bereich 3.000 bis 4.000 rpm ist er leider immer noch im Tal der tibetischen Yoga Lehrer.
Beim hoch Schalten vom 2. zum 3. Gang und vom 3. zum 4. bei jeweils 7.000 rpm, komme ich jetzt bei exakt 5.000 rpm im höheren Gang an und liege wieder voll im positiven Drehmoment.
Ich poste hier demnächst noch für alle Gänge und div. Geschwindigkeiten die Drehzahlen vorher/nachher.
Das 3.73 kann ich uneingeschränkt empfehlen. Im Alltag keine Nachteile und bietet eine etwas bessere Beschleunigung und macht die Schmäh der Kastration des in Deutschland mit der 3.55 ausgelieferten Übersetzung wieder gut.
Was es nicht verändern oder beeinflussen kann ist diese Fehlkonstruktion von Getriebe.
Da war das vFl MT-82 deutlich besser in ihren einzelne Gängen abgestuft.
Fazit:
Das gesamt Paket überzeugt. Der Wagen fährt und fühlt sich richtig „hammer“ an.
Durch die Leistungssteigerung ist sogar der Spritverbrauch um ein paar Zehntel gesunken
(muss ich nochmal genau beobachten).
Evtl. ändere ich nochmal auf die 4.09 Übersetzung. Ein Vergleich wäre sicher sehr interessant. Bin noch unentschlossen. Weil es momentan sehr gut tut.
Am Fahrwerk muss noch was gemacht werden (geringfügig tiefer mit Federn und ein paar Steeda Teile fehlen wohl auch noch
.
Fa. Hentzschel hat einen sehr tollen Job gemacht. Alles selbstverständlich mit TÜV, gut dokumentiert, pünktlich und mit Weitsicht auch über den Tellerrand hinaus gedacht und gearbeitet.
So wurde z.B. erkannt das das Fahrwerk von Werk aus nicht optimal eingestellt war, bzw. nach dem wieder zusammen Bauen nicht mehr 100% gestimmt hat. Eine Einstellung mit Achsvermessung und Protokoll wurde erstellt. Wagen fährt so schön gerade aus wie nie zuvor.
Auch wurden zwei Original Ford Software Updates für div. Steuergeräte durchgeführt. Die es für den Bullitt aus Bj. 2018 seit einigen Wochen, bzw. das Update für das Steuergerät seit Juni gibt. Sichtbar an der nun anzuwählenden „Hinter Achsöltemperatur“ oder so ähnlich. Wofür auch immer das gut ist
Hört sich nach Werbung für Fa. Hentzschel an ... ja! Soll es auch sein. Denn die Jungs sind echt gut und selten einen Tuner gesehen der Hardware und Software gleichermaßen gut kann. Nein, ich bekomme nichts dafür und habe auch alles regulär bezahlt.
Am letzten Wochenende hatte ich u.a. auch länger mit Asch jr. gesprochen.
Fa. Asch gefällt mir auch richtig richtig gut. Das hat auch Hand und Fuß was die machen und würde ich im Karlsruher/Stuttgarter Raum wohnen dann wäre die evtl. meine Mustang Anlaufstelle gewesen. Wobei es einige Software Lösungen momentan nur bei Fa. Hentzschel gibt.
Bitte keine Grundsatzdiskussion und bitte keine Fragen zum Thema Garantie.... ja, ich habe auch die Ford 7. Jahre Garantie abgeschlossen.
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UPDATE 04.07.19:
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- Wagen fährt, auch nach Kaltstart, ruckelfrei und ohne Drehzahl Schwankungen . Genau wie vor den Modifikationen.
- Vmax ist im Gutachten mit 280 km/h angegeben. Keine Ahnung ob Tachowert oder GPS Geschwindigkeit. Bin bisher noch nicht so schnell gefahren. Ein Test steht noch aus.
- In der Zulassung sind nun 363 KW eingetragen und der co2 Wert hat sich auf 262 verringert. Die Abgasnorm 36 AG (EURO6dtemp) ist gleich geblieben.
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UPDATE 06.07.19:
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- die Tachoabweichung liegt bei mir nach wie vor bei 4%
- im Sport und Rennstrecken Modus "bollert" er jetzt etwas kräftiger bei der Gaswegnahme als vor der Modifikation.
- die Auswertung der 1/4 mile Zeit ergab eine Verbesserung um ca. 0,7 sec. Schwierig zu vergleichen da ich a) die meiste Zeit durch das verbesserte Schalten gut gemacht habe, b) der Bodenbelag der Strecke besser als noch vor 2 Monaten waren, aber die außen Temperatur mehr als doppelt so hoch war, und c) ich ein sehr schlechter Starter bin (ich kämpfe noch mit der richtigen Einkuppel Methode).
- die 100 auf 200 km/h Messung dagegen ist schon eher aussagekräftig. Heute auf der selben Strecke, unter nahezu identischen Bedingungen, wir vor vier Wochen gefahren und die Zeit um 0.5 sec. verbessert (laut QSTARZ). Die Modifikationen sind also nicht nur fühlbar, sondern auch messbar besser geworden.
- wir haben auch mal im direkten Vergleich einen aktuellen GT (alles Serie) mit 10 Gang AT gemessen. 100 - 200 war er 1 sec. schneller und die 1/4 mile ca. 2 sec schneller.
- ich wurde die letzten Tag immer wieder nach der Änderung der gesamt Übersetzung gefragt. Ob 3.73 oder evtl. doch 4.09 besser sei. Eine allgemeine Antwort ist schwierig. Aus meiner bisherigen Erfahrung (ohne das 4.09 gefahren zu sein) würde ich folgendes behaupten:
3.73 :
- kleiner Vorteil bei der Beschleunigung bei voller alltags Tauglichkeit. Zudem genau wie US Bullitt und ohne ein ernsthaften bzw. nur schwierig zu messenden Mehrverbrauch an Sprit. Keine Geräusche, keine Fehler, tut sehr gut, wie original. Auch in punkto Wiederverkauf kein Nachteil.
4.09 :
- größerer Vorteil bei der Beschleunigung mit etwas eingeschränkter alltags Tauglichkeit. Auch noch original Ford Performance Teil (daher sollte auch die Software Anpassung kein Problem darstellen), etwas mehr Sprit Verbrauch, Wagen könnte alls "verbastelt" angesehen werde.
Aber einer sollte es ausprobieren. Ich bin erstmal mit 3.73 zufrieden. In ein paar Monaten denke ich evtl. anders.
Freue mich auf Euer Feedback
vg
Hagen